Patrick Wolf - Sundark and riverlight
Bloody Chamber / Al!veVÖ: 19.10.2012
Nur anders
Patrick Wolf ist ein über alle Maße talentiertes Milchgesicht, keine Frage. Fünf Alben hat der Engländer bereits veröffentlicht, ohne bisher seinen 30. Geburtstag feiern zu müssen. Zum zehnjährigen Jubiläum als Musiker schenkt er sich und seinen Fans daher "Sundark and riverlight" - ein Doppelalbum mit seinen Songs. Dieses Mal allerdings von einem Orchester instrumentiert und arrangiert. Und dass sich Wolfs Stimme zur Geige im Graben ziemlich wunderbar macht, ist jetzt keine wirkliche Überraschung - was diese Platte herrlich macht, aber auch ziemlich vorhersehbar. "Libertine" funktioniert mit dramatischen Streichern, "Paris" entkernt Wolf von seiner Dramatik und versetzt es fast komplett in die Klassik. Der krumme Optimismus des Originals kommt gar nicht mehr zur Geltung in diesen Minuten.
Vielleicht liegt das daran, dass Wolf ziemlich konventionell an dieses Projekt herangeht. Die klassischen Instrumente umrunden "Bluebells" reichlich steril. Wolf findet keinen Ansatz, seinen Songs eine neue Ebene zu geben. Es bleiben eben "Wind in the wires" und "Wolf song", nur ein wenig anders. Vor allem drückt einem "Sundark and riverlight" so mehr seine Attitüde ins Gesicht. "Guck mal, ich kann es auch so!" Das mag für Wolf als Musiker spannend sein. Der Rest kann ein wenig applaudieren. Dieses Mal bleibt auch das Gefühl zurück, dass Wolf eher auf Distanz geht. Die Flötenberge, die Bratschen und Klaviere verbergen den jungen Mann ganz gut und nehmen mancher Zeile die Wucht. Natürlich bleiben die Songs an und für sich unkaputtbar. Dafür ist Wolf ein viel zu guter Songwriter. Aber mit "To the lighthouse" fehlt sowieso einer seiner besten Songs.
So mutet das ganze Projekt wie eine Shakespeare-Aufführung an, wie aus einer alten Zeit gefallen, mit der niemand aktuell was zu tun hat. Um sich einen Abend reinzudenken, ist das angenehm genug, doch nachvollziehen kann die Sprache, die Atmosphäre niemand mehr. Ein wenig rieselt der Staub zwischen den Akten, die Wolf auf "Sundark and riverlight" aufbietet. Ein Zugang ist schnell da, doch keine Tiefe. Aber eigentlich feiert Wolf ja nur sein Zehnjähriges als aufnehmender Künstler. Vielleicht wäre Mundhalten angesagt, und die Leute aus der ersten Reihe zischen auch schon, weil sie dem Porträt des jungen Mannes als Künstler lauschen wollen. Die einzige Möglichkeit, dem zu entkommen? Beherzt und laut mit der Chipstüte rascheln.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bluebells
- London
Tracklist
- CD 1
- Wind in the wires
- Oblivion
- The Libertine
- Vulture
- Hard times
- Bitten
- Overture
- Paris
- CD 2
- Together
- The magic position
- Bermondsey Street
- Bluebells
- Teignmouth
- London
- House
- Wolf song
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Patrick Wolf - The Night Safari (9 Beiträge / Letzter am 19.02.2024 - 20:58 Uhr)
- Patrick Wolf (84 Beiträge / Letzter am 10.01.2016 - 09:19 Uhr)
- Patrick Wolf live (48 Beiträge / Letzter am 20.10.2012 - 00:36 Uhr)
- Patrick Wolf - Lupercalia (27 Beiträge / Letzter am 18.06.2011 - 19:13 Uhr)
- Patrick Wolf - The bachelor (78 Beiträge / Letzter am 26.07.2009 - 18:53 Uhr)
- Patrick Wolf - The magic position (199 Beiträge / Letzter am 21.03.2009 - 22:36 Uhr)
- Patrick Wolf - Lycanthropy (34 Beiträge / Letzter am 05.11.2008 - 18:06 Uhr)
- Patrick Wolf - Wind in the wires (88 Beiträge / Letzter am 02.01.2008 - 18:01 Uhr)
- Special: Interview mit Patrick Wolf (25 Beiträge / Letzter am 15.09.2005 - 21:35 Uhr)