Amy Winehouse - At the BBC
Island / UniversalVÖ: 16.11.2012
Black zurück
Die Bilder im Booklet sind bedrückend, kann man doch an ihnen nur zu gut ablesen, dass irgendwann irgendwas bei Amy Winehouse komplett schief gelaufen sein muss. Es sind nicht einmal kompromittierende Bilder, die für "At the BBC" benutzt wurden. Wir sehen Winehouse in jüngeren Jahren, ohne Tattoos, eine lächelnde Frau mit langen schwarzen Haaren und einer Gitarre in der Hand. Und wir sehen, einige Jahre später, eine mit allen möglichen Tattoos bepflasterte Mittzwanzigerin mit ihrem Trademark Bienenkorb. Aber dem Gesicht scheint in den Jahren das Lächeln, die Freude, vielleicht die Leichtigkeit abhanden gekommen zu sein. Die Fotos umreißen gut die Zeitspanne von 2004 bis 2009, die diese Live-Collection einfängt. Erst danach ging es ja so richtig bergab.
Es ist schon erstaunlich, wie viel Ruhm sich ein Mensch mit einem einzigen Album aufbauen kann. "Back to black" verkaufte sich weltweit über 20 Millionen Mal, eine eigentlich unfassbar Zahl zu heutigen Zeiten. Die Debütplatte "Frank", von der sich vier Stücke auf "At the BBC" wiederfinden, hat ja nur als kleines Vorspiel zum großen Durchbruch zu gelten. Von "Back to black" haben es gleich fünf Songs aus dem Reigen an Hits auf dieses Album geschafft. Insgesamt zeigt "At the BBC", dass mit Amy Winehouse tatsächlich viel mehr als nur ein Bienenkorbpüppchen gegangen ist. Hier ist, unabhängig von den perfekt produzierten Studioplatten, eine wirkliche Künstlerin am Werk, die im Grunde nicht viel Trara brauchte, um hinreißende Musik zu machen. Umso tragischer, dass es Winehouse in den Jahren nach "Back to black" so unfassbar entglitten ist, so dass kaum noch trennbar war, was nun die öffentliche Amy ist, die sich vor der Presse schützen und ein bisschen Privatsphäre aufrecht erhalten wollte. Und eben jener Amy, die sie wahrscheinlich privat war. Kaum zu glauben, dass die öffentliche Amy 1:1 in das Privatleben übersetzt werden konnte.
Auf "At the BBC" finden sich viele zurückgenommene, sehr spielfreudige Lounge- und Jazz-Versionen der Songs der beiden Alben. Einzig "You know I'm no good" funktioniert nicht ganz so gut wie in der Studioversion. Mit "I should care", "Lullaby of birdland" und "To know him is to love him" sind zudem noch drei Klassiker aus den 1950ern sowie der Hit "Valerie", im Original ja von The Zutons, auf der Platte. Als kleinen Bonus enthält "At the BBC" die einstündige Documentary "Arena: Amy Winehouse – The day she came to Dingle", auf der Winehouse im kleineren Rahmen sechs Songs von "Back to black" zum Besten gibt und mittels Interviews viel darüber zu erfahren ist, wer die Britin beeinflusste. Zu einer Zeit als sie selbst noch mehr Vor- als Warnbild war. Auf "At the BBC" verblasst nur das Drama.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fuck me pumps
- Love is a losing game
- Tears dry on their own
Tracklist
- Know you now
- Fuck me pumps
- In my bed
- October song
- Rehab
- You know I'm no good
- Just friends
- Love is a losing game
- Tears dry on their own
- Best friends, right?
- I should care
- Lullaby of birdland
- Valerie
- To know him is to love him
Referenzen
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