The Twilight Sad - No one can ever know: The remixes
Fat Cat / PIAS / Rough TradeVÖ: 30.11.2012
Eklektisches Gefühl
Allen Diskussionen über Sinn und Unsinn eines Remixalbums zum Trotz: im Fall von The Twilight Sad war dieser Schritt eine logische Konsequenz. Deren drittes Studioalbum "No one can ever know" überraschte die Anhänger Anfang des Jahres 2012 mit einem Stilwechsel: Überzeugten sie vorher noch mit ihrem Post-Punk-Irgendwas-Sound, der dank seiner Intensität und Emotionalität ordentlich Herzklopfen unterm verwaschenen Bandshirt verursachte, verfolgten sie nun eine andere Richtung in elektronische Gefilde - und ganz tief in den Abgrund. "No one can ever know" sollte The Twilight Sads düsterstes und bedrückendstes Album werden.
Sicher war das ein Umstand, der zunächst einige abschreckte, die auf ein typisches Album der Schotten gehofft hatten. Machte aber nichts: Mit ein bisschen Zeit und Geduld wuchs das Album und gewann trotz seines tiefschwarzen Untertons an Farbe. Das muss man erstmal schaffen. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich das Trio um Sänger James Graham für ein Remixalbum entschied, dass dem ohnehin eklektisch-elektrischen Original noch die Krone aufsetzen könnte. "No one can ever know: The remixes" macht es sich dabei aber leider etwas zu einfach: Anstatt Song für Song durch den Soundwolf zu drehen, wurde nur eine Handvoll ausgewählt und diese teilweise bis zu drei Mal neu aufgearbeitet. Die Hälfte des Originals findet gar keine Beachtung mehr.
Die Auswahl der vier Songs schien dabei im Vorfeld klar gewesen zu sein. So erlebt das emotionale und schon in seiner Urfassung pulsierende "Nil" in der knapp achtminütigen Liars-Version seine Auferstehung auf dem Dancefloor, gespickt mit allerlei Loops und einer perfekt gesetzten Pause im Mittelteil des Stücks, nur um danach in einem irren Soundgewitter zu explodieren. Ganz anders der "Sick"-Remix von Com Truise, der den im Original dominierenden Gesang von Graham noch weiter in den Vordergrund stellt und mit Synthesizern untermalt. Brokenchord streichen in ihrer Version des Titels den Gesang hingegen fast ganz. Sie brauchen aber offensichtlich noch mehr Spielfläche und knüpfen sich unnötigerweise "Sick" ein zweites Mal vor.
Dann doch lieber wieder zurück auf die Tanzfläche. Waberte "Alphabet" im Original durch einen dicken Nebel, der den Hörer gleichermaßen erschütterte und zu Tränen rührte, durchzuckt der Remix von JD Twitch den ganzen Körper, während die Ambassadeurs-Version eine eiskalte, sterile Landschaft zeichnet und somit komplett von der Urfassung abdriftet. Das widerfährt, wenngleich weitaus gelungener, auch "Not sleeping" im Horrors Dub Mix, das den poppig-ausgelassenen Warsnare-Remix ohne Probleme in den Schatten stellt. Generell ist recht schnell klar, dass es für neun Neuauflagen von gerade mal vier Songs wohl eher kein wirkliches Remixalbum gebraucht hätte. "No one can ever now" wurde überfüttert und doch nur halb verdaut. Mit der Zunge schnalzen kann man ja auch ein anderes Mal.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nil (Liars Remix)
- Not sleeping (The Horrors Dub Mix)
Tracklist
- Sick (Brokenchord Remix)
- Sick (Com Truise Remix)
- Nil (Liars Remix)
- Not sleeping (The Horrors Dub Mix)
- Alphabet (JD Twitch / Optimo Remix)
- Not sleeping (Warsnare Remix)
- Nil (bretonLABS Remix)
- Alphabet (Ambassadeurs Remix)
- Sick (Brokenchord Remix 2)
Referenzen
Spotify
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