Green Day - ¡Tré!

Reprise / Warner
VÖ: 07.12.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Zusammengeklappt, die dritte

Der Rest ist Schweigen. Oder besser: Über den Rest könnte man schweigen. "¡Tré!", der abschließende Teil von Green Days großangelegter und in enormem Tempo veröffentlichter Albumtrilogie, ist in Sachen dramaturgischer Katastrophe eher Hamlet als Sommernachtstraum: Am Ende sind alle tot. In diesem Fall höchstwahrscheinlich vor Langeweile gestorben. Dem einen oder anderen wird das Herz vielleicht auch aus Enttäuschung bluten. Denn eigentlich hat alles doch recht erfreulich angefangen. "¡Uno!" war zwar leicht rückwärtsgewandter, aber energischer Pop-Punk, simpel, aber voller Spielfreude. "¡Dos!" ließ dann die meiste Dynamik im Midtempo versumpfen, hatte aber immerhin ein paar Ausreißer zu bieten. Auf "¡Tré!" trifft Letzteres jedoch nur noch im Singular zu.

Der Rest von "¡Tré!" ist nämlich schwach und rangiert im Bereich zwischen "taugt als B-Seite" und "gehört verboten". "Little boy named Train" zum Beispiel geht noch in Ordnung. Die einfache Akkordfolge sägt sich recht angenehm in die Gehörgänge, ebenso wie die etwas verspätete Occupy-Hymne "99 revolutions". So richtig aus der Masse hevor sticht allerdings nur "Dirty rotten bastards". Auf über sechs Minuten reihen Green Day dort Songfragment an Songfragment, ohne sich lange mit einer Melodie oder einem Riff aufzuhalten. Was schon auf "American idiot" und "21st century breakdown" funktionierte, macht auf "¡Tré!" den frischesten Eindruck und am meisten Spaß, inklusive der Tempowechsel, bollernden Bass-Breaks und hymnischen Refrains.

Alles andere ist schwer verdaulich. Insbesondere die auch auf dem Soundtrack des letzten "Twilight"-Films vertretene Piano-Ballade "The forgotten" geht überhaupt nicht - so verstiegen und grotesk wirkt die verkitschte Gefühlsüberladenheit des Songs. Ganz zu Anfang macht es "Brutal love" mit gezupften Gitarrensaiten allerdings nicht viel besser. Die zähe Lustlosigkeit scheint sich in fast jedem Song festgesetzt zu haben. "Sex, drugs & violence" ist der verblasste Schatten von "Blood, sex and booze", "Drama queen" schon die zweite Halbballade an Stelle vier der Tracklist. Uff!

Nun ja, die folgenden Songs tun immerhin niemandem weh. "¡Tré!" beantwortet damit einige der Fragen, die "¡Uno!" aufwarf, recht deutlich: Nein, Green Day können nicht 37 gute Songs auf einmal schreiben. Und ja, drei Alben in 111 Tagen (so der ursprüngliche Plan, im Endeffekt waren es nur 78, weil "¡Tré!" um einen Monat vorgezogen wurde) zu veröffentlichen, ist daher eher größenwahnsinnig als ambitioniert. Die dramaturgische Katastrophe ist somit nach allen Regeln der Kunst auch eine musikalische - zumindest eine kleine. Aber den Rezensenten überkommt dabei auch ein ungeheuer friedliches Gefühl. Denn er weiß, dass jetzt alles endgültig vorbei ist. Ein für allemal.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dirty rotten bastards

Tracklist

  1. Brutal love
  2. Missing you
  3. 8th Avenue serenade
  4. Drama queen
  5. X-kid
  6. Sex, drugs & violence
  7. Little boy named Train
  8. Amanda
  9. Walk away
  10. Dirty rotten bastards
  11. 99 revolutions
  12. The forgotten
Gesamtspielzeit: 46:30 min

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