Bison B.C. - Lovelessness
Metal Blade / SonyVÖ: 19.10.2012
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Zweieinhalb Jahre, nachdem Bison B.C. die "Dark ages" besungen haben, ist der Doom Metal lebendiger als Bison bison, das amerikanische Wildrind, von dessen Art immerhin noch 15.000 Tiere über die Prärie des Mittleren Westens stapfen. Ein wenig mickrig erscheint das Tier trotzdem auf den ersten Blick im Vergleich zum prähistorischen Mastodon, ein wenig ordinär im Vergleich zum grazilen Atlasspinner und ein wenig zu harmlos im Vergleich zur gefürchteten Ziegenschlange. Im Zoo der Tiermetal-Bands verteidigen Bison B.C. ihren Platz in der Nahrungskette aber äußerst hartnäckig. Sowohl gegen Urviecher wie Goatsnake und Mastodon als auch gegen neuere neuere Exemplare wie The Atlas Moth.
Anders als der Titel vermuten lässt, steckt in "Lovelessness" eine Menge Herzblut. Die sechs Songs sind allesamt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, finden im schroffen Gesamtsound des Albums ihren eigenen Platz und bleiben genauso unbequem wie unmittelbar im Ohr. Dazu brauchen Bison B.C. keine komplexen Strukturen: Das gedoppelte Gitarrenlick zu Beginn von "An old friend" schraubt sich mit einer Drehbewegung ganz tief in den Matsch, dann setzen das langsam stampfende Strophenriff und der verzerrte Gesang ein. Die Band zieht zwischendurch die Geschwindigkeit immer mal wieder etwas an, schafft Platz für ein Solo - und fertig ist das noisige Doom-Ungetüm.
Auf Instrumentals verzichten die Kanadier diesmal komplett, was dem knackigen Gesamteindruck sehr zugutekommt. Ohne Intro prügelt zum Beispiel "Anxiety puke / Lovelessness" ab der ersten Sekunde auf die Trommelfelle ein, "Clozapine dream" galoppiert fast im Punkrock-Rhythmus los, und die kaputt-verzerrte LoFi-Gitarre am Beginn des zentralen "Blood music" ist der Gegenentwurf zur verspielten Intro-Manie anderer Metalbands. Ab und zu schweifen Bison B.C. zwar auch einmal in melodiösere Gefilde ab, etwa wenn sich der Song kurz vor Schluss langsam in ein sphärisches Fiepen verknotet. Aber der harte, unnachgiebige Unterton von "Lovelessness" durchzieht jede gespielte Note.
Die Platte ist wie ihr Vorgänger zwar immer noch Metal, schwimmt aber in einer nicht sehr tiefen, doch dafür umso dreckigeren Pfütze aus Noiserock. Das zähe Ende von "Clozapine dream" und die offen dröhnenden Akkorde von "Finally asleep" erinnern gar an die atonale Trostlosigkeit von Unsane. Und die oft verzerrten Gesangsspuren und bewusst verstümmelten Melodieversatzstücke tragen ebenfalls dazu bei, dass "Lovelessness" weniger Zuchtbulle als kampflustiger Bastard ist. Die mangelnde Körpergröße im Vergleich zum Mastodon gleicht das allemal aus.
Highlights & Tracklist
Highlights
- An old friend
- Last and first things
- Blood music
Tracklist
- An old friend
- Anxiety puke / Lovelessness
- Last and first things
- Blood music
- Clozapine dream
- Finally asleep
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