Parkway Drive - Atlas

Epitaph / Indigo
VÖ: 26.10.2012
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Büchsenöffner

Es ist bestimmt das zehnte Mal. Zum bestimmt zehnten Mal stresstestet Luke Kilpatrick jetzt schon seine Leadgitarre, flitzt mit seinen Flitzefingern übers Griffbrett, rast ein Lick rauf und runter, als könnte ihn nichts, aber gar nichts auf dieser Welt ausbremsen. Schon gar nicht seine Bandkollegen von Parkway Drive, die von so vielen Leuten gemocht werden, dass sie in ihrer Heimat Australien mehr Platten als David Guetta verkaufen. Eine Band, die von Leuten gemocht wird, die via Facebook verdächtigerweise auch Bullet For My Valentine oder Eskimo Callboy liken. Letzteres hat einen Grund: Parkway Drive sind Metalcore, ein Genre, durchgenudelt wie George Michaels Jugendsünde "Last Christmas". Ausgerechnet in diesem Milieu trauen sich Parkdway Drive einen solchen Gitarristen zu, der sich weigert, immer nur Wumms-wumms-wumms zu spielen. Der Song zur tanzenden Gitarre: "Wild eyes". Die Platte zum Song heißt "Atlas". Es ist Parkway Drives mittlerweile vierte. Sie ist das Ergebnis einer Findungsphase voller Selbsterkenntnisse und Kurskorrekturen.

Parkdway Drive gründeten sich 2002, als Bands noch damit durchkamen, wenn ihre einzige nennenswerte Songidee eigentlich schon nicht mehr nennenswert war: Sänger von Metal- und Punkbands, oft ein Mann in Personalunion, mimten Engelchen und Teufelchen in einem. Sie schrien erst kräftig Takte nieder und sangen spätestens in ausufernden Refrains ihre Zeilen durch. Schon relativ früh hatten Parkway Drive erkannt, dass dieses Baukasten-Prinzip für sich alleine kein Songs, keine Platten und schon gar keine Karrieren trägt - The Used lassen nicht grüßen. Wenn Metalcore-Mädels, im Dresscode fast so streng wie ein Parteitag der SED, heute zu Parkway Drives Büchsenöffner "Old ghost / new regrets" abhotten, haben sie nichts mitzusingen. Denn Winston McCall ist nur nominell als Sänger im Booklet vermerkt. Tatsächlich ist er ein Nonstop-Brüllwürfel, der selbst Kammerspiel-Nummern mit raumumspannenden Dosenstreichern wie "Swing", das lange Zeit ein Instrumental bleibt, letztendlich doch noch an die Gurgel springt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Kunden, die auf Amazon.de Caliban kauften, kauften auch Parkway Drive. Ganze Nummern, das ohne Grinsen durchgebollerte "Dream run" etwa, knattern einen Song lang auf Breakdown-Studien zu. Stücke sind das, so wuchtig im Nachgang wie ein Frontalunfall, aber zumindest vom Grundaufbau selten anders als die Unmusik im Genre, die bei uns regelmäßig im Dutzend durchs Raster fällt. Dennoch: Alleine dieses "Wild eyes" sollte man unter Artenschutz stellen, und wie Schlagzeuger Ben Gordon sein Kit auf dieser Platte regelmäßig zu Sperrholz verarbeitet, ist manchmal ein ziemliches Spektakel. Bitte laut hören, und sei es auch nur, damit der ungelenke Schlusssatz dieser Rezension im Geboller unterg...

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wild eyes
  • Atlas

Tracklist

  1. Sparks
  2. Old ghosts/new regrets
  3. Dream run
  4. Wild eyes
  5. Dark days
  6. The river
  7. Swing
  8. The slow surrender
  9. Atlas
  10. Sleight of hand
  11. Snake oil and holy water
  12. Blue and the grey
Gesamtspielzeit: 48:06 min

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