
Alicia Keys - Girl on fire
AKW / SonyVÖ: 23.11.2012
Liebhaberin und Spottgesang
Alicia Keys war damals ja so etwas wie das gute Gewissen des R'n'B. "Fallin'" platzte als Single auf einmal in die Aufmerksamkeit der meisten Menschen, als das Genre kurz davorstand, endgültig etwa so erotisch und aussagekräftig zu werden wie "Feuchtgebiete". Elf Jahre, vier Platten und einen Bond-Song mit Jack White später ist Alicia Keys bei ihrem fünften Album angekommen, das direkt zu Beginn das "Brand new me" proklamiert. Und nach "The element of freedom" kann das nur bedeuten, dass Miss Keys ihren Flirt mit dem Pop wieder ein wenig nach hinten packt. Passiert aber nicht. Stattdessen flickt sie das Ding einfach dieses Mal nur besser rein. "Listen to your heart" bringt neben dem anständigen Beat und den Vocals noch das Piano richtig gut unter. Keys umschmeichelt einen da mit ihrer Stimme und ja verdammt, natürlich hören wir auf unser Herz, wenn sie uns das sagt. Denn die 31-Jährige schafft es, dass diese Worte ehrlich und echt klingen und nicht nur aufgeblasene Wunschträume sind. In diesem Album steckt Leidenschaft.
Mit Nicki Minaj marschiert sie durch das stampfende "Girls on fire", wobei ziemlich klar ist, dass hier nur eine Dame brennt. Und das ist Keys. Schon "Brand new me" stand zum Ende hin in Flammen, und das so unerwartet und gut arrangiert, dass einem das Grinsen gar nicht mehr vergehen will. Der Orchestergraben öffnet sich unter diesem Song wie eine Schlucht. Das sind aber die einzigen beiden wirklich feurigen Momente, denn sonst herrscht oft genug auch die Kälte. "Limitedless" mit diesem arschknappen Beat, dazu wieder Keys' Stimme irgendwo zwischen Liebhaberin und Spottgesang. Das ist alles so schön, dass man sich selbst ein bisschen schlecht fühlt. Dafür kann die Dame aber nichts. Denn wer wollte bei so einem schicken Gospel-Pop-Whatever wie "Tears always win" böse sein?
Die einstige Wucht und der Zorn von "Fallin'" findet sich allerdings in keinem der Tracks. Keys hat sich weiterentwickelt. Die Gefühle kanalisieren sich besser und genauer. Das macht manche Songs wie "Not even king" allerdings ein wenig vorhersehbar. Umstürzen kann bei "Girl on fire" jedenfalls nichts. Der offensichtliche Hang zu mehr Tiefe sorgt dafür, dass alle Songs qualitativ über dem meisten R'n'B-Kram liegen, der heutzutage erscheint, es fehlt aber ein offensichtlicher Hit wie "Empire state of broken mind". Lässt sich aber alles verkraften, denn Keys bleibt eine der besten Damen und Künstler in ihrem Genre. Auch wenn mittlerweile vielleicht die Zeit beginnt, in der Sätze fallen wie "Früher gefiel sie mir besser". Doch Keys ist eben das gute Gewissen des R'n'B. Man muss sich nicht alles vorschreiben lassen - und trotzdem hört jeder hin.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Brand new me
- Tears always win
Tracklist
- De novo adagio (Intro)
- Brand new me
- When it's all over
- Listen to your heart
- New day
- Girl on fire (Inferno version) (featuring Nicki Minaj)
- Fire we make (duet with Maxwell)
- Tears always win
- Not even the king
- That's when I knew
- Limitedless
- One thing
- 101
Referenzen
Spotify
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