P.O.S. - We don't even live here

Rhymesayers / Rough Trade
VÖ: 26.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Kumpeltyp

Wenn ein Rapper für seine Platte Bon-Iver-Kapitän Justin Vernon als Gast verpflichtet, dann wirkt das zunächst wie ein sehr strategischer Zug. Große Fußballklubs holen bisweilen ja auch gerne semitalentierte Asiaten, um den dortigen Markt zu erobern. Dass marktstrategische Kalkulationen bei der neuen P.O.S.-Platte "We don't even live here" eine Rolle spielen, darf hingegen leise bezweifelt werden. Auch Blingbling und Bitches sind im Kosmos des HipHop-Poeten Stefon Alexander maximal zweitrangig. Das Doomtree-Mitglied zieht seine Inspirationen eher aus alltäglichen Beobachtungen, die er dann zu feinen kleinen Rap-Tracks verarbeitet, ohne dabei in die Klischeekiste greifen zu müssen.

Bereits früh wird klar, dass die Zeichen hier dennoch auf Sturm stehen. Der furiose Opener "Bumper" legt alles andere als gemütlich los: "I take my time with it / I take forever / Sick of working that clever / Let's skip ahead to the next / Pushing my own limits / I'll make it better." Eine Ansage, die im Laufe der folgenden zehn Tracks durchaus noch richtig Form annehmen wird, so viel sei verraten. Im bissigen "Fuck your stuff" gibt sich P.O.S. angriffslustig, das gehört schließlich zum HipHop wie Spekulatius zu einem guten Winter: "My whole crew's on some shit / Scuffin' up your nikes / Spittin' on your whip / Kickin' out your DJ / Rock it, then we dip."

Im recht entspannten Hit "How we land" erfolgt der besagte Auftritt von Justin Vernon, der allerdings nicht viel mehr zu tun hat, als seine Stimme durch den Auto-Tune zu jagen. Die Prozedur hätte man sich eigentlich auch sparen können, tut aber auch nicht weh. Der Auftritt des Bon-Iver-Frontmanns ist auch eher so ein Freundschaftsding, die beiden haben bereits zusammengearbeitet, als sie mit einigen anderen Künstlern unter dem Moniker Gayngs todsicheren Softporno-Pop revitalisierten. Überzeugender ist da schon eher der Gastauftritt von Rap-Indie Astronautalis im folgenden "Wanted/Wasted", einem piano-lastigen Stück, das durchaus von den Vordenkern und Großmeistern The Roots beeinflusst sein dürfte. Dass auch Astronautalis und Alexander Kumpels sind, offenbart sich auch in ihrem gemeinsamen Projekt The Four Fists, von dem bald mehr zu hören sein wird.

In der zweiten Albumhälfte konzentriert sich Stefon Alexander dann auf etwas elektronischeres Material. "Get down" zum Beispiel spielt ganz charmant mit nervösen Grime-Beats, wie sie auch Dizzee Rascal gerne verwurstelt. In die gleiche Kerbe schlägt "All of it", ein treibendes Biest mit unmissverständlicher Message: "We ain't gonna throw stones at a glass house / We break in, just so we can smash out / All of it." Das folgende "Weird friends (We don't even live here)" ist vielleicht der einzige schwächere Song, zu sehr verlässt sich P.O.S. hier auf die etwas zu prolligen Beats von Boys Noize. Auch das sicher keine Strategie. Guten Freunden gibt eben man ein Feature.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bumper
  • How we land (feat. Bon Iver)
  • Wanted/Wasted (feat. Astronautalis)

Tracklist

  1. Bumper
  2. Fuck your stuff
  3. How we land (feat. Justin Vernon of Bon Iver)
  4. Wanted/Wasted (feat. Astronautalis)
  5. They can't come (feat. Sims)
  6. Lock-picks, knives, bricks and bats
  7. Fire in the hole/Arrow to the action
  8. Get down (feat. Mike Mictlan)
  9. All of it
  10. Weird friends (We don't even live here)
  11. Piano hits (feat. Isaac Gale of Marijuana Deathsquads)
Gesamtspielzeit: 39:22 min

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