Fools Garden - Who is Jo King?

Seven Days / Sony
VÖ: 12.10.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mit Zitronen gehandelt

Irgendwann war dann plötzlich auch der Apostroph verschwunden. 1995 schien Fool's Garden noch die Sonne in hellen Strahlen aus dem Allerwertesten, als die Band mit einem unverschämten Ohrwurm namens "Lemon tree" onehitwonderte und sich plötzlich nicht nur in hunderttausenden von Gehörgängen, sondern auch in den Charts von gleich 40 Ländern wiederfand. Doch weh und ach: Völlig überraschend ließ sich der Erfolg nicht kopieren, und nach Pleite der Plattenfirma und dem danach wohl üblichen Streit in der Band waren es dann ab 2003 Sänger Peter Freudenthaler und Gitarrist Volker Hinkel, die fortan Veranstaltungen wie Tour-de-France-Etappenstarts in ihrer Heimatstadt Pforzheim bespaßen durften - nur eben ohne den grammatikalisch eigentlich korrekten Apostroph.

Vor diesem Hintergrund wäre schon die bloße Existenz einer neuen Platte überraschend, doch dank Major-Unterstützung drehen Fools Garden das ganz große Rad, ob nun mit Orchester-Unterstützung oder Artwork von Cover-Veteran Klaus Voormann, der schon für die Beatles Stift und Pinsel schwang. Und "Who is Jo King?" beginnt trotz des dusseligen Titels, der aus einem Tour-Witz entstand, mit "Someday" durchaus schmissig und gefällig, wenn auch mit deutlicher Coldplay-Schlagseite.

Besonders auffälig wird diese bei der Single "Innocence", die im Refrain dermaßen frech "Viva la vida" zitiert, dass Chris Martin eigentlich Tantiemen einfordern müsste - da kann auch das Deutsche Filmorchester Babelsberg nichts ändern, mit dem der Song eingespielt wurde. Gut hingegen die leicht angedüsterte Power-Ballade "Song 4", sinnigerweise auf Platz 5 des Albums gesetzt, brillant gar die introvertierten Akustikballaden "Once" und "Water", bei dem Freudenthaler und Hinkel einmal den kompletten Bombast beiseiteschieben.

Ansonsten ist Eigenständigkeit zu einem Fremdwort für die Pforzheimer geworden - allzu oft dominiert Material, das bei U2 oder eben Coldplay sogar für die Resterampe zu schade wäre. Einzig "Shut" kann mit dezenter Ruppigkeit noch aus der Lethargie reißen. Natürlich konnte man ein zweites "Wild days" oder gar einen Ableger des "Lemon tree" nicht erwarten, und insgesamt ist "Who is Jo King?" noch nicht einmal ärgerlich schlecht. Aber über weite Strecken verstecken sich gute Ansätze hinter Radiopop-Geträller, das niemandem wehtut. "Nett" muss nicht immer ein Kompliment sein.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Once
  • Shut
  • Water

Tracklist

  1. Someday
  2. Don't speak (The unbearable lightness of being)
  3. How do you feel?
  4. Innocence (feat. Deutsches Filmorchester Babelsberg)
  5. Song 4
  6. Maybe
  7. Once
  8. Are you Jo King?
  9. Shut
  10. Water
  11. Reason 3.0
  12. Here am I
  13. She
  14. Innocence (Radio edit)
Gesamtspielzeit: 54:25 min

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