Caroline Keating - Silver heart
Glitterhouse / IndigoVÖ: 26.10.2012
Montreal, Deine Perle
Es gibt diese Mädchen, die aus einer dünnen Nylonschnur und bunt schillernden Perlen nicht etwa eine brave Halskette, sondern, mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl, ein keckes Krokodil fädeln. Das hängen sie dann an den Reißverschluss ihres Federmäppchens und grinsen sehr niedlich und ein bisschen teuflisch in sich hinein, wenn sie an ihrem Schreibtisch mal wieder die Dinge auf den Punkt bringen. Natürlich nicht Schwarz auf Weiß, sondern schon etwas kreativer, also beispielsweise Purpurfarben auf Honigmelonengelb. Caroline Keating könnte so ein Mädchen sein. Über Nylonschnüre und Krokodile ist in ihrem Fall zwar nichts bekannt, ganz offensichtlich besitzt sie aber einen roten Faden und zweifelsohne außerordentlich hübsche Songperlen, zehn an der Zahl. Sie ist Kanadierin, Jahrgang 1987, und die Klaviertasten scheinen die vollkommen logische Fortsetzung ihrer zarten Hände zu sein, die wiederum ganz souverän Keatings Gedanken in Musik übersetzen. Intellekt und Intuition. Sie besitzt eine überaus große Portion von beidem.
Obwohl Keating unter den Sympathisanten liebreizender Klavierkunst schon seit Jahren als vielversprechendes Talent mit höchst interessantem Repertoire gilt, erscheint nun mit "Silver heart" tatsächlich erst ihr Debütalbum. Warum das so lange gedauert hat? Man weiß es nicht. Aber es ist schöner geworden als alle Perlenkrokodile dieser Welt zusammen. Produzent Drew Malamud (Stars, Metric, Grizzly Bear) ist ein sehr intimer, beinahe unproduziert wirkender Klang gelungen - als hätte Keating sich heimlich kurz nach der Geisterstunde ins Studio geschlichen, um die Weite und die Stille der Nacht mit ihrer Kunst zu füllen. Wenn man selbige in Worte zu fassen versucht, müssen auf jeden Fall Keatings große instrumentale Virtuosität, ihr ausgeprägtes Gespür für Melodien und Arrangements und ihr Faible für leidenschaftlich hinpianiertes Staccato Erwähnung finden. Ohnehin: Dieser auffallend neugierige und dennoch weise Umgang mit dem Piano - so, als wäre die Klaviatur ein Abenteuerspielplatz, dessen Rasen mit Philosophenschriften ausgelegt ist. Vorbilder hat die Kanadierin bestimmt eine Menge, nicht ohne Grund heißt eines ihrer Lieder "Billy Joel". Aber noch weitaus größer ist die Fülle ihrer eigenen Ideen und Qualitäten.
Keatings Lieblingsthema ist die Liebe, und dagegen spricht ja nun auch wirklich überhaupt nichts. Während das Scheitern amouröser Projekte bei anderen Damen jedoch zu selbstmitleidig-melancholischen Epen führt, schafft es die kanadische Singer-Songwriterin, bei aller emotionalen Ergriffenheit wenigstens eine Augenbraue und mindestens einen Mundwinkel hochzuziehen - Humor hat sie nämlich auch noch. Und vor allem ganz hervorragende Songs: Da wären beispielsweise das amüsiert hüpfende und zwischendrin idyllisch wie ein Gebirgsbach fließende "Ghosts", das fragil-filigrane, mystisch glitzernde "Lusty dusty" oder auch die große, brokatschwere Ballade "So long, Solange". Fast immer steht Keatings virtuoses Klavierspiel im Mittelpunkt. Dezent kolorierende Streicher, Kontrabass, Percussion - alles bloß Beiwerk. Nur der Americana-Indierock-Ausflug "The pier", mit Robbie Kuster aus der Band von Patrick Watson an den Drums, verzichtet ausnahmsweise auf das Piano. "One" hat mit seiner fernöstlichen Note das interessanteste Arrangement zu bieten, "Gatsby" französisch anmutende Beschwingtheit mit Akkordeonbegleitung, und dann singt Keating auch noch eine herrliche Ode an ihre Wahlheimat Montreal. Eines bleibt nach den knapp 40 Minuten allerdings unbegreiflich: der Albumtitel. Diese Lieder haben schließlich ein Herz aus Gold.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ghosts
- Lusty dusty
- Gatsby
Tracklist
- Silver heart
- Ghosts
- They say
- The pier
- Lusty dusty
- Billy Joel
- So long, Solange
- One
- Gatsby
- Montreal
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carsten*
2012-09-20 08:28:14
Album-VÖ: 26.10.2012 (Glitterhouse Records)
"Die unwahrscheinlich hübsche Klavierspielerin Caroline Keating legt mit ihrer delikaten Musik Zeugnis eines unglaublichen Talents ab, das an aktuelle Indie-Heroinen wie Joanna Newsom oder Regina Spektor erinnert." (Jan Wigger / Spiegel Online)
http://carolinekeating.bandcamp.com/
http://www.youtube.com/watch?v=3HZVQ48p4CY
http://www.facebook.com/carolinekeatingmusic
21.09.12 DE - Hamburg / Reeperbahnfestival
22.09.12 DE - Essen / Grend
23.09.12 DE - Münster / Gleis 22 (w/ Einar Stray)
25.09.12 DE - Frankfurt / Brotfabrik
27.09.12 CH - Basel / Parterre
28.09.12 CH - Zug / Chollerhalle
02.10.12 DE - Göttingen / Apex
04.10.12 DE - Köln / Theater Die Wohngemeinschaft
05.10.12 DE - Neustadt bei Hannover / Schloss Landestrost
06.10.12 DE - Magdeburg / Moritzhof
08.10.12 DE - Leipzig / NaTo
09.10.12 DE - Dresden / Societaetstheater
11.10.12 DE - München / Rationaltheater
12.10.12 DE - München / Rationaltheater
13.10.12 DE - Erfurt / Franz Mehlhose
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