Beth Hart - Bang bang boom boom
Mascot / Rough TradeVÖ: 05.10.2012
Hart am Limit
Ob auf dem verheißungsvollen Cover dieses Albums oder bei ihren mitreißenden Live-Auftritten - die zierliche Beth Hart ist die personifizierte Power, ein Energiebündel aus Präsenz und Passion, mit einem Organ, das in Ausdruckskraft und Facettenreichtum die meisten ihrer jüngeren Kolleginnen deutlich überstimmt und ihr über den "Star search"-Hype im Jahr 1993 hinaus Beständigkeit sicherte. Viel Zeit ist seitdem vergangen und mit inzwischen 41 sind Harts Jahresringe prall gefüllt mit Lebenserfahrung: Während sie ihre Drogenvergangenheit bereits vor gut zehn Jahren auf "Leave the light on" verarbeiten konnte, hatte sie als Künstlerin zu den Liebesmühen des Lebens lange Zeit ein eher distanziertes Verhältnis. Nun rekapituliert Hart beides bereits im ersten und atmosphärisch stärksten Song ihres sechsten Studioalbums. Es ist vor allem die imposante Demonstration ihrer Stimmgewalt, mit der die Kalifornierin in "Baddest blues" und später auch im ähnlich angelegten "With you everyday" vom Hörer Besitz ergreift.
Ohnehin gibt sich Beth Hart so intim, aber auch dominant wie selten zuvor. Wenn sie im offiziellen Video zum lässigen Titeltrack gar die Diva raushängen lässt, wird klar, dass zwischen Beth Hart und der Männerwelt offenbar eine neue Ära angebrochen ist. Maßgeblichen Einfluss darauf hatte zweifellos die Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa, mit dem sie 2011 das von Genrefans geschätzte Coveralbum "Don't explain" aufnahm. Die Kollaboration mit dem begnadeten Bluesrock-Gitarristen sowie mit dessen auch hier am Mischpult sitzenden Haus-und-Hof-Produzenten Kevin Shirley wirkt wahrnehmbar auf "Bang bang boom boom" nach. Das schlägt sich in einer im Vergleich zu früheren Alben erkennbar größeren Stilvielfalt nieder. Und so dürfen sich wohl auch diese beiden Herren angesprochen fühlen, wenn Hart ein überaus schwungvolles Loblied auf einen "Better man" singt.
Eine ganz andere, introvertiertere Beth Hart erlebt man hingegen in "Caught out in the rain". Zwar mag der Song recht lang geraten sein, kann dank einer einmal mehr eindrucksvollen Gesangsleistung aber auch Langzeitwirkung entfalten. Ist Abwechslung angesagt, dürfen Ausflüge ins Poppige natürlich nicht fehlen - hier fallen sie mit "Thru the window of my mind" mal betont entspannt oder mit "The ugliest house on the block" augenzwinkernd-kokett aus, was unterstreicht, dass Hart anno 2012 sämtliche Bluesrock-Erwartungen erfüllt. Da darf es dann auch mal kitschverdächtiger, aber ebenso ehrlicher wie wunderschöner Herzschmerz à la "There in your heart" sein. Bonamassa-Solo inklusive. Überhaupt gelingt es Hart mühelos ihr üppiges Aufgebot an emotionalen Erregungszuständen mit dem Gütesiegel äußerster Aufrichtigkeit zu versehen. Ob man sie sich wie bei "Swing my thing back around" als Epizentrum einer Big-Band vorstellt oder als Hochleistungspianistin im überschwänglichen Gospelsong "Spirit of god", immer scheinen Person und Stimme pathetisch-exaltierte Manierismen zu durchwirken und finden doch stets die richtige Balance zwischen Aufdringlichkeit und Authentizität. Hart am Limit sozusagen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Baddest blues
- Thru the window of my mind
- There in your heart
Tracklist
- Baddest blues
- Bang bang boom boom
- Better man
- Caught out in the rain
- Thru the window of my mind
- With you everyday
- Spirit of god
- Swing my thing back around
- There in your heart
- The ugliest house on the block
- Everything must change
Referenzen
Spotify
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