Sea+Air - My heart's sick chord

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VÖ: 12.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In ihrem Element

Wenn Wind Wasser aufwühlt und am Strand zerstäubt, entsteht Gischt. Sie (Eleni) und er (Daniel Benjamin) hätten den Namen ihres gemeinschaftlichen Projekts demnach kaum besser wählen können. Nicht nur, dass dieser bereits ihren Faible für Wortspiele deutlich macht. Nein, dieser weiße Schaum umschreibt "My heart's sick chord" (Achtung: zweites, verzwickteres Wortspiel!) sehr gut: aufwühlend, Strukturen aufbrechend. Schwermut des Meeres und Leichtigkeit der Luftblasen befinden sich darin zu gleich. Und ja, auch ein wenig tollwütig wirkt all das. Eine eigenwillige, zuweilen verschrobene, auf jeden Fall wahnsinnig interessante Kombination.

Herzstück des Albums ist (Achtung: Auflösung des Titelwortspiels) das Cembalo. Einst in Vater Benjamins Keller verstaubend, wurde dieser Schatz gehoben und fortan im Wohnzimmer des musizierenden Ehepaars benutzt. Dieses trägt nun faszinierend durch das Peter-Gabriel-Cover "Mercy Street" oder durch eigene Kompositionen wie "You don't care about me". Dabei erweist es sich nie als Nachteil, dass Zwirbelbartträger Daniel Benjamin als Jugendlicher einem strikten Rockmusik-Verbot unterlag. Nun kreiert er eben Rockpopmusik, wie sie vor 300 Jahren hätte gespielt werden können - Barock-Pop, wenn man so mag. In der PETA-Hymne "Do animals cry?" bespielt Frau Benjamin dann auch gleich Cembalo und Schlagzeug parallel, bis das Lied wütig und toll auseinanderplatzt. Überhaupt spielen die beiden Multiinstrumentalisten auch live oft fünf Instrumente zur gleichen Zeit, jegliche Art von Loop wurde wohl in Vater Benjamins Keller verbannt. So muss man sich eben eine trommelnde Kinderschar zur Unterstützung für "The heart of the rainbow" heranholen. Dieser selbst proklamierte Sommerhit des Jahres 2017, der schreiend, scheppernd und ironisch fragt: "Where did all the pain go?", wird noch so manchen zum Mitklatschen überreden.

Aber es sind bei weitem nicht nur die aufgeregten und lauten Momente, die "My heart's sick chord" zu einem sehr guten Album machen. Auch die reduzierten, meeresspiegelglatten Stücke wie "Take me for a ride", das flimmernde "1st life" oder das abspannhafte Titelstück, das nochmal das gesamte Album vorbeiziehen lässt, gewinnen jeden Zuhörer spielend einfach durch das Harmonieren der beiden Stimmen. Und immer glaubt man Daniel Benjamin sofort, wenn er im Booklet sehr eindringlich beschreibt, wie sehr seine Musik plötzlich Sinn machte, als Eleni voll einstieg und Sea+Air entstand - keine Floskel! Möge diese Verbindung die Elemente überdauern.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Take me for a ride
  • Do animals cry?
  • The heart of the rainbow
  • My heart's sickest chord

Tracklist

  1. Take me for a ride
  2. Mercy Street
  3. Dirty love
  4. The sea after a storm
  5. You don't care about me
  6. Safe from harm
  7. You and I
  8. Do animals cry?
  9. The heart of the rainbow
  10. Yeah I know
  11. Like a spy on the roof
  12. 1st life
  13. My heart's sickest chord
Gesamtspielzeit: 51:12 min

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