Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen - Jeder auf Erden ist wunderschön

Tapete / Indigo
VÖ: 05.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Wie eingewechselt

Das Spiel war aus, der Drops gelutscht, oder wie es Fußballkommentatoren gern formulieren: Es ging dahin für Superpunk, nachdem die Mod-Institution nach Tribute und Best-Of-Album ihre Abschiedstour hinter sich gebracht hatte. Doch bald schon wurde klar: Die Hamburger hatten lediglich ihr Auswechselkontingent noch nicht ausgeschöpft und gehen nun als Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen in die dritte Halbzeit. Sänger Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens bleiben auf dem Platz, für die übrigen Mitglieder laufen auf: der ehemalige Blumfeld-Schlagzeuger André Rattay, Tapete-Mitbegründer Gunther Buskies an den Keyboards und Multiinstrumentalist Philip Morton Andernach. Gemeinsame Interessen: rundes Leder und respektvolles Miteinander, wie bereits die Vorabsingle "Die Gentleman Spieler" im Sommer belegte.

Und natürlich sollte man sich hier nichts vormachen: Allein weil Friedrichs der Veranstaltung vorsteht, will es nicht recht überraschen, dass bei Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen abgesehen von ein paar kleinen Details so ziemlich alles immens nach Superpunk klingt. Ein paar mehr Northern-soulig gefärbte Tröten und Orgeleien, ein bisschen weniger Garage - und auch die mit verstopfter Nase lakonisch vorgetragenen Geschichten über stilvolle Beinkleider, gepflegtes Scheitern in der Beziehung und Musik und Fußball als die schönsten Nebensachen der Welt dürfen nicht fehlen. Zugegeben: Neu ist das nicht. Womit der einzige Kritikpunkt an einer wunderbaren Platte zwischen Sixties-Allnighter, urbanem Blues und Stehplatzkurve aber bereits abgehakt wäre.

Zu gemeinsam groovenden Gitarrenschlägen, leicht schleuderndem Piano und kleiner Streicherfigur nimmt man Friedrich einen Song wie "Jeder auf Erden ist wunderschön (sogar Du)" nämlich genauso gerne ab wie seine Verehrung für "Die Gentleman Spieler" - ein Stück, das bereits den Titel Fußball-Song des Jahres einheimste. Und eigentlich müssten weitere Preise folgen. Für die wortreich swing-rockende Hosen-Verherrlichung "Meine Jeans", das rührend unglückselige Liebeslied "Mach mich traurig" mit dem plakativ fröhlichen Refrain oder "Nimm mich mit zum Spiel", die Hymne für alle, die am Wochenende auch gern einmal obszöne Gesänge hören. Auf Rockklassiker-Schnitzeljagd kann man danach schließlich immer noch gehen - etwa bei "Frühling im Park", einer liebevollen Hommage an The Velvet Undergrounds "There she goes again".

Fundierte Spielanalysen sollte man von "Jeder auf Erden ist wunderschön" zwar nicht erwarten, auch wenn Jürgens hauptberuflich die stellvertretende Chefredaktion des Magazins "11 Freunde" obliegt - doch darauf kommt es der Band auch gar nicht an. Dafür auf Fair Play, musikalische Traumkombinationen und launig-grenzdebile Konversation auf den billigen Plätzen: "Im Gästeblock ein Bengalisches Feuer / Chancentod und Kopfballungeheuer / In der Pause läuft "Eye of the tiger" / Die Typen spielen wie die Absteiger / Wie lange noch nach Deiner Uhr? / Der Torwart hat eine bizarre Frisur." Oder um es mit Johannes B. Kerner nach einem besonders groben Foul zu sagen: "Wer so reingeht, kann nur wichtige Termine haben." Zum Beispiel mit diesem Album.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jeder auf Erden ist wunderschön (sogar Du)
  • Meine Jeans
  • Mach mich traurig
  • Nimm mich mit zum Spiel

Tracklist

  1. Jeder auf Erden ist wunderschön (sogar Du)
  2. Die Gentleman Spieler
  3. Meine Jeans
  4. Der fünfte Four Top
  5. Ich lass mich gehen in letzter Zeit
  6. Weine nicht, es ist nur ein Film
  7. Mach mich traurig
  8. Frühling im Park
  9. Ein Fremder in der eigenen Stadt
  10. Nimm mich mit zum Spiel
  11. Nach dem Spiel
Gesamtspielzeit: 34:52 min

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