Disco Ensemble - Warriors
Fullsteam / Rough TradeVÖ: 19.10.2012
Pssst!
Das musikalische Konzept, das Disco Ensemble seit einigen Platten verfolgen, ist ein ziemlich rares. Ebenso überraschend wie direkt bestätigt sich das mit "Warriors". Außer ihrer Plattenfirma und ihnen selbst weiß bisher kaum jemand von der Veröffentlichung ihres fünften Albums. Kaum Informationen, irgendwo: Gott sei Dank hat wenigstens die Promotion aufgepasst und bestätigte auf Nachfrage, dass dieses Album nicht bloß eine Webschimäre ist. An ihr oder uns liegt es also nicht, wenn "Warriors" nach dieser Rezension nirgendwo zu kaufen sein sollte. Nur um das einleitend klarzustellen.
Ob solch ein Kauf überhaupt erstrebenswert ist, entscheidet sich - wie immer bei Disco Ensemble - danach, ob man Linkin Park intensiv genug hasst, um den eigentlich herrlich aufgeregten "I've seen the future" und "Chinese sword" die Anflüge in Richtung Pro-Tools-Rock wirklich übel zu nehmen. Oder auch, neuerdings, eine Band wie Minus The Bear heiß genug liebt, um Disco Ensemble zu vergeben, wenn sie deren Gitarren-Tappings und atmosphärischen Math-Pop wie bei "Too much feeling" und dem abschließenden "Your shadow" genussvoll vor die Emo-Rock-Wand fahren. Ebenfalls neu im Disco-Ensemble-Universum: die fatalistische Mischung aus U2-Pathos und Softcore-Irgendwas, an der Jimmy Eat World seit Jahren manchmal weitaus blamabler scheitern als "Second soul" und "Eartha Kitt".
Und sonst? Nüschte, nada, niente - was sonderlich fordernd oder genialistisch wäre. Beziehungsweise peinlich oder würgereizfördernd. Miikka Koivistos Stimme wächst immer weiter zur Balladenreife. Die Texte wollen da allerdings nicht immer wirklich mit, und auch der Screamo, der zum Ende des Albums doch wieder ausgepackt wird, ist mit einem Mal ein Überbleibsel, das man eigentlich hinter sich lassen könnte. Deshalb bleibt auch mit "Warriors" gewiss: Was sich Disco Ensemble vornehmen, erledigen sie mit Elan und dem genau richtigen Blick über den Tellerrand. Die Finnen misstrauen dem Mainstream nach wie vor genug, um keines ihrer Instrumente an die Radio-Kandare zu legen. Zugleich bleibt die Produktion von "Warriors" aber erneut ohne nachhaltige Idee eines eigenen Sounds. Ob man sich deshalb gleich verstecken muss? Ja, nein, vielleicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Second soul
- Too much feeling
- Chinese sword
Tracklist
- Intro
- Second soul
- Too much feeling
- Eartha Kitt
- I've seen the future
- With every step
- Hologram
- Spade is the anti-heart
- Chinese sword
- 1000 years
- Your shadow
Referenzen
Spotify
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