Peter Broderick - These walls of mine
Erased Tapes / IndigoVÖ: 19.10.2012
Konzept los
Und das Ganze noch einmal von vorn: Ein Song über seine verschwundene Katze Freyr, in dem lediglich eine Mail von Peter Brodericks Vater vorgelesen wird. Mit "When I blank I blank" ein Stück, für das Broderick andere Menschen die beiden Leerstellen ersetzen ließ, so dass Sätze für und über das Leben entstanden. Ein Titelsong aus zwei Teilen, dessen erster Part ein Spoken-Word-Track ist und dessen zweiter Part aus demselben Text besteht, diesmal allerdings dann als düsterer Rap mit Violinenuntermalung daherkommt. Und mit "I do this" ein Stück, das die Antworten anderer Menschen auf die Frage verarbeitet, warum wir bestimmte Dinge tun, die wir tun. Tja, immer wenn man glaubt, der Broderick könne doch gar nicht mehr bekloppter, kommt von irgendwo ein Album her und beweist das Gegenteil. Als eine Ansammlung von textlichen und stimmlichen interaktiven Experimenten beschreibt Broderick "These walls of mine" selbst. Und Otto hatte doch Recht, Dänen lügen nicht. Und das gilt anscheinend auch für ehemalige Teilzeitdänen, die mittlerweile lieber in Berlin hausen.
Für "These walls of mine" hat Broderick Textauszüge und Collagen aus Schriftwechseln mit Freunden und Verwandten genommen und diese zu Songs umgeformt. Dabei ist nicht immer klar, ob die Form den Inhalt oder der Inhalt die Form bestimmt. Größter Unterschied zu den Vorgängern ist sicherlich, dass der Exildäne die Experimente mit Sound und Stimme bis in die Extreme getrieben hat. In den besten Songs "I've tried" und "Proposed solution to the mystery of the soul" schweift Broderick tief hinab in den Soul und erinnert damit entfernt an die Großtaten von James Blake. Zwischen den mehrfach geloopten, übereinander- und untereinandergelegten Stimmen finden sich nur hin und wieder Soundversatzstücke, die die Leerstellen füllen sollen, die Blake einfach frei gelassen hat.
Mit "These walls of mine" reizt Broderick das Experimentelle teilweise bis an die formalen und inhaltlichen Grenzen aus. Das Album ist nämlich mitunter ganz schön anstrengend und hier und dort etwas zäh geworden und funktioniert wahrscheinlich dann am besten, wenn man den ganzen konzeptuellen Ballast über Bord wirft und sich einfach von den Sounds und Stimmen tragen lässt. Ansonsten könnte es passieren, dass man bemerkt, wie bescheuert manche Texte und Ideen wirklich sind. Ein besseres Fazit als das eines guten Freundes von Broderick kann man für dieses Album nicht ziehen: "I haven't decided if "These walls of mine" is genius or just freaky". Das interaktive Konzept geht leider nicht immer auf. Beim nächsten Mal reichen auch mal wieder einfach nur Songs.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I've tried
- Proposed solution to the mystery of the soul
Tracklist
- Inside out there
- Freyr!
- I've tried
- Proposed solution to the mystery of the soul
- When I blank I blank
- These walls of mine I
- These walls of mine II
- I do this
- Copenhagen ducks
- Til Danmark
Referenzen
Spotify
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