Ellie Goulding - Halcyon
Polydor / UniversalVÖ: 05.10.2012
Ein bisschen Glitzer Glitzer
Einfach mal anders machen. Als Elena Jane Goulding als zarte junge Dame mit Gitarre auf dem Schoß in die Kamera guckt, sind sich alle sicher: die Stimme, ein paar sanfte Akkorde dazu, die wird groß. Letzteres hat geklappt, die Gitarre sollte aber zumeist im Schrank bleiben: Beim Hören des Debütalbums "Lights" drängte sich die Frage auf, ob Ellie Goulding über Nacht einen musikalischen Sinneswandel durchlebt oder ob Produzent Starsmith ihr einfach seinen überdimensionierten elektronischen Stempel aufdrücken wollte. Album Nummer zwei setzt das Spiel in die gleiche Richtung fort. Der Glaube an das Gute im Menschen sagt: Die will das so. "Halcyon" bewegt sich zwischen dem omnipräsenten Elektropop-Output von Kolleginnen wie Robyn und dem epischen Dreampop-Knüppeldrum-Amalgam von Florence & The Machine. Dieses Kraftrezept steht Gouldings glockenheller Stimme bestens zu Gesicht, ist aber glücklicherweise nicht in Stein gemeißelt, sondern nur mit Bleistift notiert - ihren Radierer hat die junge Dame immer dabei.
"Joy" zum Beispiel kehrt der großen Dramatik auf angenehme Weise den Rücken zu: Stellen, die in anderen Songs ohne Zögern explosionsartig die ganz großen Gefühle aus den Boxen schleudern würden, überraschen ihre Hörer hier durch betonte Zurückhaltung. Das Klavier zu Beginn erinnert zudem an die Singer-Songwriter-Herkunft, auf die Goulding zurückblicken kann und auch "Dead in the water" knüpft an jene Zeiten an, in denen die Dame noch ohne ein aufwändig programmiertes Elektro-Kostüm verzauberte. Es sind aber nicht nur diese Einflüsse, die "Halcyon" zu mehr als einer Standard-Elektropop-Platte machen. "Only You" spielt mit Stimmverfälschungstools und liebäugelt Richtung Indie-Pop, während "Figure 8" auf den allseits gehypeten Dubstepzug auf-, glücklicherweise aber auch rechtzeitig wieder abspringt. Die schmatzenden Synthie-Lines sind wahrlich nichts Neues, da diese aber beispielsweise die typisch triolischen Elemente ans Piano abgeben, um den Sound transparent zu halten, klingt "Figure 8" nicht nach den 08/15-Randalen ihres Freundes Skrillex.
Der musikalische Einfluss eines anderen Herren schlägt sich deutlicher nieder: Für "I need your love" saß Calvin Harris an den Reglern und erschuf einen Song, der etwas zu sehr nach Clubtauglichkeit lechzt. Harte Synthies, stumpfer Four-To-The-Floor-Beat - Harris macht den Fehler, den das restliche Album gekonnt umschifft: er ertränkt Gouldings Gesang in einem Meer aus Elektronik und nimmt ihr so die Kraft, die sie in sämtlichen anderen Songs über dem Instrumentalen schweben lässt. Glücklicherweise findet "Halcyon" mit "Lights" einen anderen und repräsentativen Abschluss. Es lädt zum Tanzen oder Träumen ein. Und warum nicht einfach auf der Tanzfläche die Augen schließen?
Highlights & Tracklist
Highlights
- My blood
- Only you
- Joy
- Lights
Tracklist
- Don't say a word
- My blood
- Anything could happen
- Only you
- Halcyon
- Figure 8
- Joy
- Hanging on
- Explosions
- I know you care
- Atlantis
- Dead in the water
- I need your love (feat. Calvin Harris)
- Lights
Im Forum kommentieren
pfzt
2012-10-04 08:18:06
*hust*
tolles Cover Foto! Tolle Stimme und nettes Pop Album. Die lässige Klasse von Goldfrapp erreicht aber auch sie nicht.
Stardust
2012-09-22 09:29:23
Kommt am 8. Oktober. Die Vorab-Single Anything Could Happen klingt verdächtig nach der neuen Lena-Single. Nur halt in gut. Die Videos haben auch gewisse Ähnlichkeiten.
http://www.tape.tv/musikvideos/Ellie-Goulding/Anything-Could-Happen
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