
Bob Mould - Silver age
Edsel / SoulfoodVÖ: 05.10.2012
Fern der Altersmilde
Was ist eigentlich Pop-Musik? Oder anders gefragt: Ist die Sorte Musik, die Bob Mould mit Hüsker Dü vor 30 Jahren begonnen und vor ziemlich exakt 20 Jahren mit Sugars "Copper blue" vom Punk in den damaligen Independent-Bereich übertragen hat, heute einfach Pop-Musik? Also ist "Silver age" vergleichbar mit Lady Gaga, David Guetta oder P!nk? Nun, wenn man das tut, wird man feststellen, die Unterschiede überwiegen - allen Green Days, Foo Fighters und sonstigen Rockgrößen zum Trotz, deren Musik ohne Mould als Vorbild wohl anders klingen würde.
Das hindert Mould aber wenig daran, sich darüber zu freuen, nach dem etwas sanfteren "Live and times" wieder klassische 3-Minuten-Stücke aufzunehmen, die kurz und knackig auf den Punkt kommen. Dabei dürfte es wohl nur ihn selber interessieren, ob das jetzt eher nach Sugar oder gar nach Foo Fighters, mit denen er letztes Jahr auf Tour war, klingen mag. Obwohl "Star machine", der erste Song auf "Silver age", wie ein typischer Mould-Song beginnt, ist er doch härter als das meiste, was man in den letzten Jahren von Mould gehört hat. Das liegt vor allem daran, dass die positiven Untertöne eher wütenden gewichen sind. Im Unterschied zum letzten Album macht Mould auch folgend keine Anstalten, die Power oder das Tempo aus dem Powerpop zu nehmen: Auf dem Titelsong klingt er genauso ernüchtert, wie es die Beschreibung des Endes des goldenen Zeitalters erfordert. Und auch wenn "The descent" einen freundlicheren Hook zu bieten hat, hat Mould textlich wenig Positives zu bieten: "I turn my back on and turn away from this world that makes me choke." Und so sieht das im zugehörigen Video dann auch aus.
"Silver age" hat so gut wie keine positiven Momente, die man mit leichter Geste im Radio präsentieren könnte. Dafür legt Mould diesmal den Finger in zu viele Wunden, und die Komplexität der Songstrukturen, etwa des mittleren Teils von "Fugue State", in dem der von Superchunck bekannte Jon Wurster kräftig die Felle malträtiert, lädt auch nicht unbedingt zum Mitsingen ein. Die versöhnlichen Töne fehlen, Balladen ebenso: Man wundert sich fast, dass noch so viel Rage in dem 51-jährigen steckt. Aber vielleicht ist es gerade das, was auch der heutige Mainstream braucht: intelligente Abwechslung, die Fingerzeige gibt, wo es über den Tellerrand hinausgeht. Dann hätten alle was davon.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Silver age
- Briefest moment
- Fugue state
Tracklist
- Star machine
- Silver age
- The descent
- Briefest moment
- Steam of Hercules
- Fugue state
- Round the city square
- Angels rearrange
- Keep believing
- First time joy
Referenzen
Spotify
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