Woodpecker Wooliams - The bird school of being human

Robot Elephant / Cargo
VÖ: 05.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kommt ein Vogel geflogen

Och nö, nicht noch eine leicht durchgeschepperte Do-it-yourself-Indie-Künstlerin, die irgendwie verdammt nach Joanna Newsom klingt. Könnte man denken, wenn man bereits während des Openers "Red kite" etwas gelangweilt die Anlage wieder ausmacht. Es wäre schade drum, denn dann würde man nicht mehr die wunderbare letzte Minute dieses Songs hören, der zugegebenermaßen wirklich etwas sehr nach Newsom klingt. Was zunächst mit einer beherzt gezupften Harfe und der leicht quäkigen Stimme des einzigen Bandmitgliedes Gemma Williams beginnt, verliert sich gen Ende in zerfaserndem Elektro. Die aus Brighton stammende Multiinstrumentalistin, die alles eigenhändig eingespielt hat, ist nämlich einiges mehr, als nur das nächste elfenhafte, exzentrische und fragile Frolleinwunder. Und woher kommt der offenkundige Vogelfetisch? Dass jeder Song nach einem Vogel benannt ist, liegt laut Künstlerin daran, dass die Vögel ihr diese Songs gebracht haben. Ah ja.

Auch im zweiten Song "Gull" mischen sich zwischen die Harfenmelodie zuckelnde, ruckelnde Elektrobeats in den Hintergrund, die in "Sparrow" und "Crow" vollends die Kontrolle übernehmen. Williams' Stimme ist ziemlich verzerrt und faucht zu fast schon industrialeskem Sound um sich. Diese bleiben aber die einzigen größeren Ausbrüche auf einem Album, das ansonsten durch die Zerbrechlichkeit der mitunter disneyhaften Harfe und den leichten Ausschlägen in andere musikalische Richtungen lebt. So entschwebt "Dove" final in Free-Jazz-Sphären oder löst sich "Hummingbird" in einem atmosphärischen Nichts aus luftiger Weltmusik mit Bläsern und schaurigem Hintergrundchor auf.

Woodpecker Wooliams in eine Schublade zu stecken, ist kaum möglich. Irgendwo zwischen Newsom, Björk und vielleicht noch Zola Jesus findet sich die Engländerin wieder, ohne dabei zu sehr auf den Spuren dieser drei zu wandeln. Im Gegensatz zu Newsom hält sich Gemma Williams aber anscheinend lieber kurz. Die knappen 30 Minuten von "The bird school of being human" hätten andernorts wohl nur für drei bis vier Songs gereicht. Williams bringt ganze sieben Stücke auf ihrer zweiten Studioplatte unter, die zwar alle einen ähnlichen Duft versprühen, aber irgendwie doch nicht miteinander vergleichbar sind. Die Stilvielfalt findet sich im Kleinen, in den stillen Momenten, die sich in den Songs auftun. In puncto Durchgescheppertheit setzt Woodpecker Wooliams die Latte jedenfalls ziemlich hoch dieses Jahr. Die hat nämlich einen Vogel, die Williams.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sparrow
  • Hummingbird

Tracklist

  1. Red kite
  2. Gull
  3. Sparrow
  4. Magpie
  5. Crow
  6. Dove
  7. Hummingbird
Gesamtspielzeit: 28:59 min

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