Blumentopf - Nieder mit der GbR
Virgin / EMIVÖ: 21.09.2012
Im Freudenhaus
Die Preisfrage des Tages lautet: Was ist der Unterschied zwischen "Zwounddreißig Sechzehn Acht" und "Drei Zwei Eins Sechs Acht"? All diejenigen, deren musikalische Früherziehung Anfang der 1980er Jahre bereits im vollen Gange war und die anno 2012 das neue Blumentopf-Album ihr Eigen nennen dürfen, werden des Rätsels Lösung schnell parat haben: Einunddreißig Jahre. Ja, 31! Damals, also 1981, trällerte die Spider Murphy Gang ihren Rotlicht-Klassiker und beförderte Rosis Telefonnummer in sämtliche Charts und Gehörgänge. "Rosi", Blumentopfs Rap-Fortsetzung von "Skandal im Sperrbezirk" macht durch sein einfallsreiches Storytelling, das mit wortgewandten Verweisen zu verzücken vermag, einfach nur Laune. Dass Günther Sigl obendrein noch als Gastsänger den Refrain zum Besten gibt, macht das Ganze irgendwie noch origineller.
Apropos Originalität: Während Blumentopf trotz zwanzig gemeinsamen Schaffensjahren und nunmehr sieben Alben der breiten Masse erst durch ihre sogenannten Raportagen im Rahmen der ARD-Berichterstattungen von den letzten vier großen Fußballturnieren bekannt und dabei aber im Laufe der Zeit immer ausgelutschter, vorhersehbarer und unwitziger wurden, hauen die Münchner aktuell einen gelungenen Spruch nach dem anderen heraus. "Wir machen aus Kugelschreibern Friedensstifte", "Mario Barth anstatt Mario Kart", "Hier feiern Hurensöhne jeden Abend Muttertag", "Meine Freundin nennt mich schon Coffee Annan", "Ich geb' dem Affen Zucker ab, solang bis er Diabetes hat" oder "Ich bin nicht Jack the Ripper, doch bei mir ist immer Stichtag", um nur einige zu nennen. Und wer es schafft, aktuelle Reizthemen a la Goldman Sachs, Griechenland, Spanien, Körperschaftsteuer, Lampedusa, Rente, Mindestlohn, Schuldenschnitt, Biosprit, Afghanistan, Schuldenkrise und Dieter Bohlen in so gelungene Songs wie "Alles im Lot" und "Eurovision" zu packen, ohne dabei den Moralapostel zu spielen, muss zweifelsohne etwas auf dem Kasten haben.
Blumentopf haben Spaß und lassen ihrem Treiben freien Lauf. Dass das phasenweise an die unbekümmerten Anfangsjahre zu "Kein Zufall"-Zeiten erinnert, hebt "Nieder mit der GbR" erfreulich von den letzten Longplayern der Jungs ab. Hier Hip Hop der alten Schule inklusive Battle-Rap, dort entspanntes Relaxen. Hierzu zählt eindeutig Blumentopfs Kollaboration mit Pohlmann: "Bin dann mal weg" schafft es perfekt, die wohlbekannten Gefühle, dem Alltag zu entfliehen, auszudrücken. Großartiger Song. Was das angeht, kann "Supermänner" trotz Verstärkung durch die Sportfreunde Stiller nicht wirklich mithalten. Aber das macht gar nichts, solange man sich dem ungemein groovigen "Kein Schu draus", der souligen Kaffeehymne "Schwarzes Gold", der nachdenklichen Kopfnicker-Nummer "Wunderbare Welt" oder dem funkigen "Neulich in der City" widmen kann. Daran hätte sicherlich auch Rosi ihre Freude.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Kein Schu draus
- Bin dann mal weg (feat. Pohlmann)
- Rosi (feat. Günther Sigl)
- Schwarzes Gold
- Wunderbare Welt
Tracklist
- Antihelden
- Kein Schu draus
- Bin dann mal weg (feat. Pohlmann)
- Alles im Lot
- On fire (feat. Johnny Popcorn)
- Rosi (feat. Günther Sigl)
- Schwarzes Gold
- Wunderbare Welt
- Affentanz
- Eurovision
- Supermänner (feat. Sportfreunde Stiller)
- Problem mit ich (feat. Peter Hadar)
- Nachwachsende Rohstoffe
- 3/4
- Neulich in der City
- Blattgold auf Anthrazit
Referenzen
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