Wax Poetic - On a ride

Nublu / Groove Attack
VÖ: 07.09.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Allianz der Kontraste

New Yorks Wax Poetic haben stets eine für sie arbeitende Anekdote auf der Haben-Seite: Bevor Norah Jones der Durchbruch als Solo-Künstlerin gelang, gehörte sie integral zur Band und schaut auch heute gelegentlich im Studio vorbei, um den versierten Mannen um Ilhan Ersahin mit ihrer Stimme eine geschmeidige Sinnlichkeit zu verleihen. Mit Soul-Pop hat das dennoch nichts gemein: „On a ride“ hält atmosphärischen, verschlungenen Trip Hop bereit, der tief in eine hypnotische Klang-Welt eintaucht und durch das Auseinanderreißen von Stilen geprägt ist.

Wax Poetic waren eine frühe, prominente Antwort auf Bristols musikalische Melting-Pot-Szene, die mit Massive Attack und Portishead gemeinhin als Geburtsort des Trip Hops gilt. Gegenüber den Genannten zeichneten sie sich im Laufe der Zeit durch ein ausgeprägtes Spektrum an Stilmischungen und einer Vielfalt verfügbarer musikalischer Formen aus, die nicht selten im Geiste Morcheebas in die Nähe von "Weltmusik" abdrifteten. Trotz allem dominiert auf "On a ride" eine Allianz der Kontraste.

Der Opener "No escape" gibt die Marschroute vor und präsentiert um Sängerin Sissy Clemens ein erlesenes Tableau an Sängern und Sängerinnen, die Wax Poetics neuesten Streich stimmlich veredeln. Neben Clemens, die das rußig hallende "Tonight" mit majestätisch angescotchter Stimme intoniert und mit dem von Placebo-Gitarren angetriebenen Titelsong das Album abschließt, findet sich eine illustre Schar motivierter Wegbegleiter auf der Gästeliste, wie der Kalifornier Gabriel Gordon, der italienische Rapper und Barde Jovanotti, die ehemalige Daughter-Dancing-Sängerin Natalie Walker und eben Norah Jones.

Auf "On a ride" regieren zumeist Flächenklänge, öde und opak in abweisender Kälte, die sich kaum wahrnehmbar nähern und immer wieder von warmen Gitarrenpickings kontrastiert werden. Aufspielende Rhythmen künden dabei ein Brechen, zermotten mit einem Schlag wie alter Stoff und erliegen hingebungsvoll dem Zirkulieren sachter Beats. Bass und Gitarre agieren immer mutiger, transformieren simultan und stets gegeneinander, enteignen sich und stoßen filigranartig durch die Kolorit-Fasern wie Nähnadeln.

Den klaustrophobischen Autismus von "No escape" öffnet "Good and evil" mit beschwingten, im Refrain leicht dahinlullenden Popansätzen. Irgendwo verlassen greift Norah Jones den Hörer in "Fall away" mit einsam klagendem Saxophon-Gemurmel an der Straßenecke auf. Euphorisch lässt sie erneut die "Little broken hearts" sprechen, bevor die Rasanz verhallt und die Menschenscheu einer vereinzelten Straßenlaterne in "Beautiful" besungen zu werden scheint. Diese wird anschließend mit dem verhaltenen "Warm night" in bittersüße Gefilde geführt. Wax Poetic verdichten ihre einnehmende Atmosphäre stets in gebrochenen Sphären wie in der orchestralen Chaotik von "Solitude" oder dem soulig-bipolaren "East side". Auf diese Weise gerät "On a ride" zu einem Ear Candy, das sich ebenso für nächtliche Fahrten wie für herbstliche Abendspaziergänge durch das städtische Zentrum eignet. Dabei ist New York nicht Bristol. Wax Poetic aber rücken die Metropolen nah beieinander.

(Peter Somogyi)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No escape
  • Tonight
  • Warm night
  • On a ride

Tracklist

  1. No escape
  2. Good and evil
  3. Tonight
  4. Fall away
  5. Beautiful
  6. East side
  7. Time moves on
  8. Warm night
  9. Solitude
  10. On a ride
Gesamtspielzeit: 37:11 min

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  • Wax Poetic (4 Beiträge / Letzter am 28.05.2004 - 22:21 Uhr)