The Electric Soft Parade - Holes in the wall
db / BMGVÖ: 29.04.2002
Löcher im Bauch
Was uns die englische Musikjournallie nicht alles glaubhaft machen kann. Erst war quiet the new loud, jetzt ist wohl young the new old. Im Fahrwasser der Strokes schwimmen in England viele junge talentierte Gitarrenbands, die sich R.O.C.K. auf die Fahnen geschrieben haben: The Cooper Temple Clause, The Vines und eben The Electric Soft Parade. Aufmerksam geworden durch ein schickes Video, was es selten gibt in Zeiten, in denen Sender Musikvideos einzig und allein nach Massenkompabilität selektieren. Aber dann kommt eben so etwas wie "Silent to the dark": Die Electric Soft Parade wird am Strand aus dem Sand gebuddelt und spielt erdig Instrumente. Wie Phönix aus der Asche eben.
"Wir wollten nur ein Popalbum machen", meinten die beiden Pop-Filiusse. Daraus ist wohl doch ein bißchen mehr geworden. "Holes in the wall" ist alles ein bißchen: Rock, Pop, Psychedelik. Gut, daß sie sich trotzdem nicht verrennen. "Start again" startet mit einem Gitarrenriff, übliche Rock-Instrumentierung fügt sich ein,. Schöner Anfang. "Start again" ist auch das Stichwort: Einst hieß das Duo nur The Soft Parade, bis eine Doors-Coverband Ansprüche auf eben jenen Namen anmeldete. Sollen sie den Namen doch behalten, klingt sowieso nach Polonaise im Altenheim.
Das Debüt der Youngster hat zwei Gesichter. Das eine ist ruhig, besonnen und melodiös, manchmal vielleicht zu weich. Auf der Kehrseite wartet Rock, und darin verstehen sich die beiden recht gut. "Why you try so hard to hate me" ist so ein Ding, oder "Empty at the end", Eine lässig gesungene Strophe mit Mitsingrefrain. Wie die Strokes und der Black Rebel Motorcycle Club eben nur mit abwechslungsreicherer Instrumentierung. Dann wieder zaubern sie mit virtuoser Melodie: beim Titelstück "Holes in the wall" in etwa. Melodisch gibt es andere Referenzen: Teenage Fanclub, die Lemonheads oder die Stone Roses. Deren Sänger Ian Brown hat sie auch gleich mit auf Tour genommen. The Electric Soft Parade funktionieren als Duo, verglichen mit den White Stripes klingt das Ganze hier aber wie das London Philharmonic Orchestra nach der elften Runde Strongbow.
Immer wieder Neues. "It's wasting me away", alles baut sich langsam auf, schön langsam. "Silent to the dark" verabschiedet sich mit schönen Pink Floyd-Ende. Die erste Single befindet sich in einer verlängerten Version auch auf dem Album. Psychedelisch wie Flokatiteppich, elektronisch wie Kinderkeyboard. Das Album ist abwechslungsreich, erstaunlich routiniert und kein bißchen hingerotzt. Auf "Holes in the wall" spielen die beiden wirklich Löcher in die Wand. Schlagzeuger Tom und Sänger Alex sind 17 und 19 Jahre alt. Andere Jungs basteln in ihrem Alter an Mofas rum, irgendwas haben die beiden wohl richtig gemacht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Empty in the end
- Silent to the dark
- Why you try so hard to hate me
- Biting the soles of my feet
Tracklist
- Start again
- Empty at the end
- There's a silence
- Something's got to give
- It's wasting me away
- Silent to the dark
- Sleep alone
- This given line
- Why do you try so hard to hate me
- Holes in the wall
- Biting the soles of my feet
- Red baloon for me
Referenzen
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