Matchbox Twenty - North
WarnerVÖ: 31.08.2012
In der College-Disco
Geht es Euch manchmal auch so? Irgendwie hat man hat gar nicht gemerkt, dass eine Band seit gut zehn Jahren kein neues Studioalbum mehr veröffentlicht hat. Vermisst hat man sie also so gut wie gar nicht - und fragt sich nun, warum die Band nun ganz dringend und mit viel Tamtam doch eine neue Platte am Start hat. Zumal der Sänger zwischenzeitlich doch zwei recht ordentlich verkaufte Soloplatten rausgehauen hat. Willkommen in der unerklärlichen Welt von Matchbox Twenty, einer Band, die Mitte bis Ende der Neunziger des letzten Jahrtausends als kleiner Lichtblick im zunächst aufkeimenden und dann ausgeschlachteten Genre des College Rock galt - das nur als kleine Erläuterung für die Jüngeren unter uns. Musikalische Vision jedoch kann nicht der Grund für dieses Comeback sein, denn dafür bleibt "North" zu sehr Stückwerk. Und das nicht einmal in gut, denn Matchbox Twenty machen inzwischen gerne mal auf Disco, was eher beschämend endet.
Da singt der mittlerweile vierzigjährige Rob Thomas in der Plastikbeat-Single "She's so mean" allen Ernstes "Cause she's an uptown, get-around, anything-goes girl / She's a hardcore, candy-store, give-me-some-more girl" und lässt sich von der heißen Braut wie eine Marionette an Fäden führen - fast so peinlich wie Chris Cornells "Part of me". Sogar noch schlimmer ist "Put your hands up", das mit Party-Utz-Utz und Zeilen wie "Put your hands up / It's all right / Singing oh-oh-oh-oh / Until the sunrise" brilliert. Haben wir nicht alle schon immer darauf gewartet, ein wenig Malle-Feeling von Matchbox Twenty serviert zu bekommen. Nein? Tja. Aber so ist das eben auf "North", das mit "Overjoyed", "The way" und "Sleeping at the wheel" natürlich auch die obligatorisch abgegrabbelten Schmusesongs bietet. Denn die dürfen bei den Herren aus Florida genausowenig fehlen.
Die Lichtblicke sind rar gesät. Der Opener "Parade" ist ein im Vergleich gelungener Radio-Rocksong, dem lediglich etwas die Seele fehlt. Aber auch hier geht es halt eher um Pop und Penunsen als um Credibility. "I will" beweist dann, dass auch Thomas mehr kann, als er auf dieser Platte größtenteils zeigt. Da reicht nämlich manchmal schon eine Akustikgitarre nebst ein wenig Streichereinsatz und ein paar schöner Worte, und auf einmal ist das alles doch irgendwie angenehm. Aber solche Momente gibt es einfach zu wenig auf "North". Dafür hätte die Band wirklich nicht wieder zusammenkommen müssen. Nicht für diesen heißen Anwärter auf die überflüssigste Reunion-Platte des Jahres.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Parade
- I will
Tracklist
- Parade
- She's so mean
- Overjoyed
- Put your hands up
- Our song
- I will
- English town
- How long
- Radio
- The way
- Like sugar
- Sleeping at the wheel
Referenzen
Spotify
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