Honig - Empty orchestra
Haldern Pop / Rough TradeVÖ: 21.09.2012
Summ, summ, summ
Wenn ein Künstler Stefan Honig heißt, dann fällt es zugegebenermaßen nicht leicht, all die um Verwendung geradezu flehenden Wortspiele einfach zu ignorieren. Zum Beispiel, dass seine Musik weder süß noch klebrig klingt - wohl aber so natürlich wie heller Blütenhonig, manchmal auch wie dunkler Waldhonig. Was daran liegen könnte, dass der Düsseldorfer Gesang und Gitarre live eingespielt hat, in einem einsamen, alten, von nichts als wildromantischer Natur umgebenen Haus im tschechischen Vehlovice. Der Rest wurde später um die Fundamente herumgebastelt, mit der Unterstützung guter Freunde. Honigs ehemaliger Benevolent-Bandkollege Martin Hannaford hat ebenso mitgeholfen wie Clueso-Schlagzeuger Tim Neuhaus und Gianni Marzo, Gitarrist der belgischen Band Isbells. Auch Honig selbst ist ein gern gesehener Gast, etwa im Vorprogramm von Calexico, Kettcar oder Thees Uhlmann.
120 verschiedene Inhaltsstoffe hat handelsüblicher Bienenhonig zu bieten - so viele sind es bei "Empty orchestra" dann doch nicht. Der Nachfolger von Honigs Debüt "Treehouse" ist ein reduziertes, intimes Singer/Songwriter-Album mit viel akustischer Handwerkskunst und noch mehr Fingerspitzengefühl. Hier ein bisschen Glockenspiel, Banjo oder Mandoline, da ein wenig Flügelhorn, Klarinette oder sparsam eingesetzte Streicher, und immer wieder Guitalele - eine Gitarre, die kaum größer als eine Ukulele ist. Man könnte sie auch für eine Kinderklampfe halten, was durchaus passen würde, schließlich ist Honig eigentlich Kindergärtner. Seine einstigen Schützlinge aus der Igel-, Blumen- oder Spatzengruppe würden sicherlich auch Gefallen an den elf Liedern finden, sind deren Melodien doch überaus ergreifend und einprägsam und damit auf der Stelle mitsummbar. Honig selbst singt mit angenehm unprätentiöser, warmer Stimme und gönnt sich hin und wieder ein leidenschaftliches Ausbrechen in seinen Phrasierungen. Jedoch niemals so, dass er damit auch nur ansatzweise eine Dreijährige erschrecken könnte.
"For those lost at sea" stellt die erwähnte Guitalele zum ersten Mal vor, zur Matrosen-Kulisse gibt es stilecht ein Akkordeon zu hören und zum Schluss einen lalalangen Lalala-Part. Was Honig ganz hervorragend beherrscht, ist das Auskosten ruhiger Stücke wie "This old house" - ohne, dass sie zu Schlafliedern werden, sondern man ihnen hellwach und gebannt lauscht. Im zarten "Song for Julie" kommt nun wirklich ein Kinderinstrument zum Einsatz, ein Spielzeug-Klavier, während eine holde Dame Backing-Vocals tiriliert, so sachte und leise, dass es fast ein Flüstern ist. Das entzückende Stück lässt gar an Damien Rice und Lisa Hannigan denken. "Look what the tide brought in" und "Hometowns" erinnern hingegen an diesen speziellen Schwedenpop, der bei aller Melancholie immer noch luftig bleibt. Und kurz vor Ende gibt es sogar noch eine Überraschung: "Burning down bookshops" hat tatsächlich eine elektrische Gitarre parat. Aber auch die würde natürlich keine Dreijährige erschrecken, Honig bleibt stets sanft und wohltuend. Und verkündet in "The morning chorus": "I'd like to sing all through the night / So it wouldn't be so awfully quiet." Darf er gerne.
Highlights & Tracklist
Highlights
- For those lost at sea
- This old house
- Song for Julie
- Hometowns
Tracklist
- Sleep driver
- For those lost at sea
- This old house
- In my drunken head
- Song for Julie
- Look what the tide brought in
- The morning chorus
- Hunters
- Hometowns
- Burning down bookshops
- Horns
Referenzen
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