Two Gallants - The bloom and the blight

Fargo / Indigo
VÖ: 07.09.2012
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Noch zwei Minuten

Was waren das für Träumereien. Von Lagerfeuern am Abend, brennender Sonne am Tag, Knast und Whiskey, Wut und Verbitterung - ja, dahin nahmen einen Adam Stephens und Tyson Vogel einst mit. Doch die vierte Platte "The bloom and the blight" macht es anders irgendwie. John Congleton, der schon mit Explosions In The Sky und St. Vincent arbeitete, hat dieses Album aufgenommen, in den legendären Fantasy Studios in Berkeley, wobei niemand erklärt, was an diesen Studios nun so legendär ist. Hinzu kommt noch Tiny Telephone in San Francisco, wo ebenfalls Songs eingespielt wurden, aber das nur in einem Nebensatz. Ist wohl nicht ganz so legendär. Auch der Abschied des durchaus legendären Saddle-Creek-Labels deutet auf Veränderung hin. Die Songs sind kürzer, die Nächte länger. Und genau das ist das Problem von "The bloom and the blight".

Kaum beginnt ein Song wie "Willie", versandet er auch schon nach etwas mehr als zwei Minuten. Two Gallants haben ihre Gefühle aufgeteilt, perfekt geschnitten und in eine kurze Zeit gepackt. Trotzdem soll noch eine Katharsis vorhanden sein, eine Reinigung der Seele. So richtig schafft diesen hohen Anspruch nur "Decay" zu erfüllen, denn da öffnet sich hinter dem Sound eine weitere Idee, und das nur durch einen Hall. Aber "Ride away" fehlt Zeit, um sich aufzubauen. Das ist mehr Garagenstaub als Wüstensand und lässt es einem eher in den Fingern jucken, mal wieder vernünftig zu fegen. Erst "Cradle pyre" besorgt dann so eine unwiderstehliche Melodie und bringt neue Aspekte ein. Vielleicht wäre dieser Weg für eine ganze Platte angenehmer gewesen. Da passt die Enge, und es rumpelt anständig, wie es anständig rumpeln sollte.

Auch die Geschichten von Stephens ziehen nicht mehr so wie etwa noch auf "What the toll tells" - falls es überhaupt noch Geschichten sind. Denn eigentlich bleiben fast nur verschiedene Eindrücke und Gefühle wie in "Sunday souvenirs". Aber vielleicht war einfach die Erwartung so hoch, dass ein knapp überdurchschnittliches Album zur Enttäuschung wird. Und möglicherweise geht die Katharsis über die erzählerische Kraft, die Two Gallants sonst ausmachte. Vielleicht sollte "The bloom and the blight" als reinigendes Gewitter dienen. Mit ruhigen Momenten wie "Broken eyes", einer einfachen Gitarre, Stephens Stimme und der Vorstellung, irgendwo auf dem harten Asphalt zu liegen, während der Wind einem diese Songs ans Ohr trägt. Es grollt im Himmel, und die ersten kühlen Tropfen fallen auf die Haut. Es riecht nach nasser Straße und für kurze Zeit sind da doch wieder Mundharmonika und Tamburin. Diese kurzen Songs erfüllen vielleicht doch ihren Zweck in diesen Augenblicken. Und gleich danach wird gefegt. Noch zwei Minuten, bitte.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Decay
  • Cradle pyre

Tracklist

  1. Halcyon days
  2. Song of songs
  3. My love won't wait
  4. Broken eyes
  5. Ride away
  6. Decay
  7. Winter's youth
  8. Willie
  9. Cradle pyre
  10. Sunday souvenirs
Gesamtspielzeit: 33:23 min

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