Lynyrd Skynyrd - Last of a dyin' breed
Roadrunner / WarnerVÖ: 17.08.2012
Einfache Männer
Lynyrd Skynyrd bleiben eine auf ewig missverstandene Band, sowohl hierzulande als auch in ihrer amerikanischen Heimat. Der durchschnittliche Europäer denkt bei dem Namen zuerst an unangenehmes Rednecktum, dumpfe Gott-und-Waffen-Parolen und ewiggestrige Südstaatentümelei, womöglich gar noch inklusive Rassismus und konföderierter Kriegsflagge. Genau diese Klientel bediente die Band aber nicht so kompromisslos wie manche Patrioten in den USA es seit "Sweet home Alabama" gerne hätten. Die Wahrheit ist erstens komplizierter und zweitens dramatischer, genau wie die Geschichte der Band.
Wer sich dafür und auch für die musikalischen Verdienste der Band interessiert, dem seien ein Buch und eine Platte zu dem Thema empfohlen: Mark Kemp entknotet die Geschichte über "music, race, and new beginnings in a new South" in "Dixie lullaby" in bemerkenswerter Detailarbeit, und die Drive-By Truckers liefern mit "Southern rock opera" den passenden Soundtrack dazu. Dabei erfährt man unter anderem, dass es die Band, die Klassiker wie "Second helping" und "Street survivors" aufgenommen hat, so nicht mehr gibt. Die Geschichte Lynyrd Skynyrds endet in diesen Erzählungen am 20. Oktober 1977 in den Sümpfen nördlich von Baton Rouge, Louisiana, wo bei einem Flugzeugabsturz drei Bandmitglieder sterben und der Rest teils schwer verletzt wird.
Ob Ronnie van Zant gutheißen würde, was sein Bruder Johnny, Gitarrist Gary Rossington und ein Haufen weitere Musiker mit der Band seitdem angestellt haben, kann bezweifelt werden. Der glattgebügelte Südstaatenrock, den die Band seit "Twenty" immer wieder durchnudelt, hat jedenfalls wenig mit den hitzigen, bluesinfinzierten und musikalisch wie textlich durchaus vielschichtigen Alben der 70er Jahre zu tun. Das gilt auch für "Last of a dyin' breed". Das liegt unter anderem daran, dass der Band jegliche Selbstironie fehlt. Der predigerhafte Ton spiegelt sich sowohl im klinisch reinen Sound als auch in den Texten wider.
Auf patriotisches Flaggen-Besinge verzichtet Johnny van Zant diesmal zwar. Seine Hymnen an den "working man" sind aber fast durchgehend uninspiriert und ohne jeglichen Tiefgang. Die Träume armer Leute, ein Stück vom Kuchen abzubekommen, der Junkie, der sein Leben mit Gott neu beginnt und natürlich das titelgebende Aussterben des "southern lifestyle". Nur das sehr konkret sozialkritische "Nothing comes easy" hat einen gewissen Punch hinter dem Text und den geshuffleten Gitarrenriffs, und das satte Piano von "Do it up right" erinnert in Verbindung mit den gut eingesetzten Bläsern und dem souligen Background-Gesang an alte Großtaten.
Am anderen Ende der Skala finden sich die in jeder Hinsicht eklig-schleimigen Altherrenfantasien "Homegrown" und "Good teacher", die nichtssagende Schrammelballade "Start livin' life again" und der verunglückte Poprocker "Mississppi blood". "Last of a dyin' breed" ist zweifellos politisch weniger anstößig für europäische Ohren als Lynyrd Skynyrds vergangene zwei Alben. Die Musik macht das allerdings auch nicht besser. In der Hinsicht gibt es keine Missverständnisse.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nothing comes easy
- Do it up right
Tracklist
- Last of a dyin' breed
- One day at a time
- Homegrown
- Ready to fly
- Mississippi blood
- Good teacher
- Something to live for
- Life's twisted
- Nothing comes easy
- Honey hole
- Start livin' life again
- Poor man's dream
- Do it up right
- Sad song
- Low down dirty
Referenzen
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