Elton John vs Pnau - Good morning to the night

Mercury / Universal
VÖ: 17.07.2012
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sir Sirup

Manche Dinge gehören sich einfach nicht: im Zug über die Handylautsprecher Haftbefehl zu hören. Oder Songs von Tom Petty als reaktionäre Südstaatenromantik abzutun. Und was das australische Dance-Pop-Duo Pnau da mit den übergroßen Nummern von Elton John aus den Siebzigern abzieht, das ist auch mindestens grenzwertig. "Philadelphia freedom", "Mona Lisas and Mad Hatters", "Funeral for a friend", "Tonight", "Gulliver / It’s hay chewed", "Sixty years on", "Goodbye Yellow Brick Road" und "Someone saved my life tonight" werden in dem schmierigen Track "Good morning to the night" zusammengerührt und als erste Single dieses ekligen Albums mit gleichem Namen ausgekoppelt. Schlimm.

Noch schlimmer ist allerdings, dass Sir Elton höchstselbst den Segen erteilt hat und Nick Littlemore und Peter Mayes die Zugangsdaten zu seinem heiligen Archiv übermittelt hat. Ob er sich damit einen Gefallen getan hat? Die offizielle Release-Party dieses Schreckgespenstes von Album fand jedenfalls auf Ibiza statt, in direkter Nachbarschaft zum gruseligen Café del Mar. Genau hier, zwischen all den Barbies und Kens, den Sonnenanbetern und Strandpromenaden-Flaneuren, passt "Good morning to the night" hin: Zu diesem kantenlosen Auto-Tune-Keyboard-Gewäsch trägt man Flip-Flops und trinkt Aperol Spritz oder Cocktails mit Wodka und viel Sirup. Solange, bis der Schaum aus der Nase läuft und man in den nächsten Strandkorb kotzt.

Pnau wurden in Deutschland in der Hauptsache durch das Nebenprojekt von Nick Littlemore bekannt: Empire Of The Sun hatten mit "We are the people" einen kapitalen Hit, der durch die Fernseh-Werbung eines Telefonanbieters so richtig durch die Decke ging. Doch ist Pnau das eigentliche Mutterschiff von Littlemore, mit dem er gemeinsam mit seinem Kindergartenfreund Peter Mayes schon seit 1999 Scores und elektronische Weichspüleinlagen fabriziert. Für "Good morning to the night" haben sie die Songs aus Elton Johns bester Phase zusammengeschüttet und seine Stimme über Nivea-soft-and-care-Beats gekleistert.

Diese knappe halbe Stunde ist ermüdend. Mehr noch: Sie ist frustrierend. Das überentspannte "Sad" nervt mit seinem hervorgehobenen Hedonismus. Unerträglich sind die Gitarren, die so eklig klingen, wie nichts anderes in diesem Musikjahr. Der Tiefpunkt dieses Albums ist das schockierende "Black icy stare". Man findet keine Worte, höchstens verblasste Erinnerungen an Einzugsmärsche trauriger Faschingssitzungen. Es ist traurig, wenn Pnau davon berichten, mit diesem Album Elton Johns Disco-Nummern in die Gegenwart transferieren zu wollen. Mit "Good morning to the night" erzwingen sie höchstens eines: Brechreiz.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Telegraph to the afterlife

Tracklist

  1. Good morning to the night
  2. Sad
  3. Black icy stare
  4. Foreign fields
  5. Telegraph to the afterlife
  6. Phoenix
  7. Karmatron
  8. Sixty
Gesamtspielzeit: 28:20 min

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Demon Cleaner

2014-02-10 20:48:28

Der Titeltrack ist mir dieses Wochenende erst untergekommen. So schlecht ist das doch nicht. Gut, schon cheesy, aber es gibt Schlimmeres.

eter

2012-08-20 18:28:56

2/10 sind noch zu viel.

musie

2012-08-20 12:48:05

ich mag dieses album tatsächlich! die rezi hier hätte man besser weggelassen. dass es auch anders geht, ist z.b. in der rezi vom q magazine nachzulesen (8/10). das subjekive brechreizempfinden das autors gehört wohl eher in die kategorie tagebucheinträge? aber schon klar, ist immer subjektiv.

hier ein überblick mit den bewertungen: http://www.anydecentmusic.com/review/4710/Elton-John-vs-Pnau-Good-Morning-To-The-Night.aspx

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