The Separate - Orchestral variations v.01

Setanta
VÖ: 06.07.2012
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Tschö mit "hö?"

Fresskorb und florales Gebinde als Abschiedsgeschenk für den zukünftigen Pensionär? Nicht bei Setanta Records. Das geschmackssichere Londoner Label, bei dem The Divine Comedy 1991 ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben und das Künstler wie Edwyn Collins, Richard Hawley, Josh Ritter, The Magnetic Fields oder Evan Dando unters Volk brachte, beschenkt sich zum leisen Servus nach 22 Jahren selbst: Setanta-Chef Keith Cullen veröffentlicht als Schwanengesang ein außergewöhnliches Coveralbum, realisiert mit Hilfe des Produzenten Rob "The Separate" Kirwan (U2, PJ Harvey, Glasvegas). Cullen ließ ein Dutzend seiner ewigen Lieblingslieder von Streicher-Spezialistin Fiona Brice arrangieren und lud illustre Gastsänger dazu ein, diese klassische Instrumentierung mit ihren Stimmen zu veredeln.

Ein Blick auf die Liste der beteiligten Vokalisten lässt erahnen, dass sich die Rente durchaus rentieren könnte: Ed Harcourt, Mark Lanegan, Joan As Police Woman, Martha Wainwright, Patrick Wolf, Brian Molko - die Erwartungen sind stattlich. Die Streicher-Arrangements sind es nicht: Brice hat auf orchestrale Opulenz verzichtet, stattdessen klingt das, was ihr komplett weiblich besetztes Streicher-Quartett - zwei Geigen, eine Bratsche und ein Cello - da so virtuos hinfiedelt, nach filigraner Kammermusik. Ausgerechnet die studierte klassische Violinistin Joan Wasser, besser bekannt unter dem Namen Joan As Police Woman, greift bei ihrer stark entschleunigten und gnadenlos entgroovten Fassung des The-Smiths-Stückes "This night has opened my eyes" ausnahmsweise in die Piano-Tasten, wenn auch von Streichern umsäumt.

Fast alle zwölf Cover-Versionen haben etwas pastoral Getragenes und durchaus auch etwas latent Larmoyantes - es handelt sich schließlich um ein Abschiedsalbum. Dass "Orchestral variations v.01" mit Ed Harcourts ergreifender Interpretation einer im Original ungefähr fünf Mal so schnellen Ramones-Nummer beginnt, die auch noch "Something to believe in" heißt, kann dem Werk natürlich nur zuträglich sein. Ganz im Gegensatz zur etwas lahmen, mit verstörend digitalen Tönen eröffneten Version von "Video killed the radio star", an der sich Anaïs Croze versucht hat - man kennt sie als Sängerin der französischen Formation Nouvelle Vague. Auch Brian Molkos Interpretation des ersten Pet-Shop-Boys-Hits "West end girls" erweist sich als eher unnötig, insbesondere im unangenehm lasziv intonierten Refrain. Und die etwas zu zackig geratenen Streicher in Martha Wainwrights U2-Cover "Stories for boys" klingen dann doch eher nach "Apocalyptica plays Metallica".

Die gute Nachricht: Den Phil-Lynott-Klassiker "Old town" haben noch nicht einmal The Corrs vor ein paar Jahren kaputt kriegen können. Und auch Patrick Wolf schafft keineswegs die Demontage, ganz im Gegenteil - das brav vor sich hin jubilierende Kammermusik-Quartett überstrahlt er mit seiner Stimme deutlich. Überraschend hübsch auch der Beitrag der New Yorker Singer/Songwriterin Jaymay, die sich "Big sky" von The Kinks widmet. Bell-X1-Sänger Paul Noonan gelingt zu Quasi-Irish-Folk-Streichern eine ausgezeichnete Interpretation des Talking-Heads-Stückes "Once in a lifetime", und Mark Lanegans elegische Darbietung von The Cures "Close to me" lässt die Instrumentalistinnen sogar ins Filmmusikalische schweifen. Dass das ambitionierte Konzept der nahezu ausschließlichen Streicherbegleitung auf Albumlänge allerdings etwas ermüdend wirkt, lässt sich bedauerlicherweise nicht verleugnen. Aber zum nahenden Ruhestand von Setanta passt das ja immerhin vorzüglich.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Something to believe in (with Ed Harcourt)
  • Once in a lifetime (with Paul Noonan)
  • Big sky (with Jaymay)
  • Old town (with Patrick Wolf)

Tracklist

  1. Something to believe in (with Ed Harcourt)
  2. Video killed the radio star (with Anaïs)
  3. Once in a lifetime (with Paul Noonan)
  4. Close to me (with Mark Lanegan)
  5. This night has opened my eyes (with Joan As Police Woman)
  6. Big sky (with Jaymay)
  7. Souvenir (with Stephanie Dosen)
  8. Ghost town (with Scott Hutchinson)
  9. Stories for boys (with Martha Wainwright)
  10. Gigantic (with Charlotte Hatherley)
  11. Old town (with Patrick Wolf)
  12. West end girls (with Brian Molko)
Gesamtspielzeit: 48:34 min

Referenzen