
Cro - Raop
Chimperator / Groove AttackVÖ: 06.07.2012
Die großen Ferien
Der deutsche Gangsta-Rap ist tot. Oder zumindest in der Mitte der Gesellschaft angekommen, was für eine subkulturelle Strömung oft mit dem künstlerischen Exitus gleichzusetzen ist. Der Schock-Effekt ist sowieso schon längst passé. Auf den Gräbern des analfixierten Porno- und Anabolika-Raps tanzen nun ein paar milchgesichtige Nerds. Die Jungs, die früher von Typen wie Fler oder Bushido kopfüber in die Toilette getaucht worden wären, dominieren nun also das Genre. Ins Rampenlicht gezerrt werden sie nicht selten von einem gewissen Casper, der in den letzten eineinhalb Jahren so ziemlich jeden aufstrebenden Jung-Rapper hypte, der halbwegs smart ist und seine Nike Air Max mit Röhrenjeans zu kombinieren traut. Mit Cro bringt nun einer dieser frechen Senkrechtstarter ein Album raus, das sich nicht zwischen Rap und Pop entscheiden kann und darum auch den Titel "Raop" trägt. Darauf muss man natürlich auch erstmal kommen.
Dieser neuen Rapper-Generation geht es nicht ausschließlich um Reichtum und Mädels. In der Welt von Cro, Rockstah oder Ahzumjot spielt auch alltäglicher Schnickschnack eine Rolle, der überhaupt nichts mit dem üblichen Geprotze zu tun hat. Natürlich betont auch Cro, dass er sich selbst für ziemlich cool hält, aber hey, dieses Selbstbewusstsein gehört nun mal unweigerlich zum Habitus von Rap- und HipHop-Künstlern. Nach dem flotten "Intro" ernennt sich Cro dann auch ohne Umwege zum "King of Raop", was ihm auch gegönnt sei, ist schließlich auch "sein" Genre. Dieser Anspruch ja auch wirklich nicht von ungefähr. Seine Hitsingle "Easy" ist ein recht cleverer Ohrwurm für die Sommertage, was logischerweise auch am Bobby-Hebb-Sample liegt. Einen weiteren popkulturellen Querverweis enthält das luftige "Wir waren hier", das zweifelsfrei Iggy Pops "The passenger" nachempfunden ist. Der Plattenschrank der Eltern ist manchmal eben Gold wert. Und wenn der nichts hergibt, dann hat man ja immernoch das Internet, da soll man ja hin und wieder auch fündig werden.
Doch der Panda-Maskenträger Cro kann mehr als altbekannte Samples unter unbekümmerte, freche Texte zu legen. "Raop" vermittelt ein unbeflecktes, juveniles Lebensgefühl mit zwei Dritteln Bauchkribbeln und einem Drittel Mountain Dew. Ehe man sich versieht, ist man wieder 17 und wartet auf die großen Ferien. Dazu erzählt Cro dann logischerweise Geschichten von genau den Dingen, die in den schönsten sechs Wochen des Jahres so passieren. Das ist manchmal naiv, meistens aber auf sympathische Art und Weise. Einen Philosophy-Slam wird man damit nicht gewinnen, dafür aber sicherlich die Herzen der Teenager. Von den Berufsjugendlichen natürlich ganz zu schweigen. In diesem Sinne positioniert sich Cro als eine deutschsprachige Alternative zum Sunshine-Rapper Mac Miller, der mit einem ganz ähnlichen Rezept in den Vereinigten Staaten durchstartete. Kummer und Trübsal werden hier wie da negiert, es geht darum, jeden Moment auszukosten und sämtliche To-Do-Listen zu verbrennen. Ganz zum Schluss lässt Cro mit "Ein Teil" doch noch ein bisschen Wehmut aufkommen. Dem deutschen Gangsta-Rap ist diese sicher nicht gewidmet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Easy
- Einmal um die Welt
- Ein Teil
Tracklist
- Intro
- King of Raop
- Easy
- Geile Welt
- Du
- Wie ich bin
- Meine Zeit
- Nie mehr
- Jeder Tag
- Genauso
- Einmal um die Welt
- Wir waren hier
- Ein Teil
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Cousin von fubu
2013-09-10 14:12:33
das leben ist ein vodafone-werbespot.
Cousin von fubu
2013-09-10 14:11:52
leute die Cro hören hören auch Lena.
gehobene mittelschichtstöchter die mit dreieck- und tiergesichtsprints auf den T-Shirts beim örtlichen holi-festival sich und ihre unspießige indiecoolness feiern.
s-cro-tum
2013-09-10 13:51:19
http://creative.arte.tv/de/labor/heimspiel-cro/cro-heimspiel-eutin
Uwe
2012-09-23 11:01:17
riddich geies abum eh
doeedel
2012-09-23 10:56:55
Das Album ist mindestens ne 9/10!
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