Maroon 5 - Overexposed
A & M / UniversalVÖ: 22.06.2012
Auf auf und davon
"Ooooooohhhhhhohhhhhhh." "Heyyeyyyyyy, heyyyyeyyyy." "Ooooohhhhohhhh." "Lalalalalalala." "Uuuuuuuuhhhhhhh." "Oh yeah, oh yeah." Quizfrage: In welchem Song von Maroon 5 befinden wir uns gerade? Richtig, in so ziemlich jedem ihres vierten Albums "Overexposed". Das soll gar nicht despektierlich klingen, ein Fakt aber ist es allemal, dass nahezu jeder Track dieser Platte den Greifarm des Mitsingzwangs auszufahren versucht und die Pistole auf die glatt rasierte Ohrwurmbrust setzt. Maroon 5 sind endlich da angekommen, wo sie eigentlich schon immer waren: mittendrin im Pop. Warum, lässt sich leicht erklären.
Nach der aus externen Songwriter-Federn stammenden und kommerziell überaus erfolgreichen Veröffentlichung des angefunkten Dance-Pop-Tankers "Moves like Jagger", erwuchs beim Quintett der Gedanke, das poppigste Album ihrer Karriere veröffentlichen zu wollen. Wir begrüßen aus diesem Anlass einmal mehr unsere Freunde aus Schweden Max Martin und Shellback - zwei Herren, die regelmäßig Tracks für P!nk, Avril Lavigne, Taio Cruz oder Britney Spears liefern. Dazu auf der Gästeliste: OneRepublics Ryan Tedder mit Bandkollege Noel Zancanella und Benny Blanco (Ke$ha, Justin Bieber). Mit schlafwandlerischer Sicherheit machen Maroon 5 einen konsequenten Schritt zu konsensverträglicher Unterdurchschnittlichkeit und wahlweise herzschmerzgetränken Uptempo- oder Midtempo-Songs. Also eigentlich eine Professionalisierung des mageren Status Quo. Allerdings ohne die überwiegend gestrichenen Funk-Elemente - sie finden in "Ladykiller" ihre letzte Ruhestätte.
Auf "Overexposed" drängen sich potenzielle Singles wie ein Junggesellenabschied um die nachmittägliche Happy-Hour einer Cocktail-Bar: das auf Reggae gepolte "One more night", "Lucky strike", welches als halbstarker Bruder von Taio Cruz' "Hangover" umhertänzelt, und "Doin dirt", dessen Synthieschlieren über dem monotonen Dampfbeat schimmern und zu dem man sich ein Video von Sébastian Tellier wünscht. Nicht zu vergessen: "Payphone". Hier ranken sich die leicht marschierenden Drums um eine unkomplizierte Patchwork-Melodie aus Akustikgitarre und ein paar am Keyboard vorgetragenen Piano-Tönen. Wiz Khalifas Bridge-Rap wird für den Radio-Edit eh rausgeschnitten. Somit steht der Fahrt der weiblichen Abi-Jahrgangs-Clique mit runtergekurbeltem Fenster im ersten gebraucht erworbenen und auf den Namen "Susi" getauften Polo nichts mehr im Weg.
Im Grunde geht es bei "Overexposed" ums Vergessen. Denn einerseits bleiben einige Melodien der vorgenannten Tracks im Kopf hängen, zumal sich mit "Sad" sogar eine simple, auf Piano reduzierte Ballade im kreierten Popkonstrukt versteckt. Aber man wird auch andererseits nicht so schnell vergessen können, wie fürchterlich egal Nummern wie "Fortune teller" oder die musikintellektuelle Vollbremsung "Daylight" sind; und wie man innig hofft, jede vernünftige Frau bei der tröstenden Liebeserklärung "Beautiful goodbye" eher ins Bade- als ins Schlafzimmer rennen zu sehen. Die Reaktion vieler Menschen, die Augen zu rollen, wenn eine Band das poppigste Album ihrer Karriere ausruft, liegt an Veröffentlichungen wie "Overexposed". Blöd, dass das Maroon 5 auch wissen und nix daran ändern: "One more stupid lovesong I'll be sick." Oh yeah!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sad
Tracklist
- One more night
- Payphone (feat. Wiz Khalifa)
- Daylight
- Lucky strike
- The man who never lied
- Love somebody
- Ladykiller
- Fortune teller
- Sad
- Tickets
- Doin dirt
- Beautiful goodbye
- Moves like Jagger (feat. Christina Aguilera)
Referenzen
Spotify
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