The Cast Of Cheers - Family

School Boy Error / Cooperative / Universal
VÖ: 08.06.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Feierfeuer

Würde das nächste Familienfest so ablaufen, wie das Album "Family" von The Cast Of Cheers klingt, könnte es ausnahmsweise mal ein Riesenspaß werden. Oma schreit wie wild durch die Gegend und zerrt ständig an den Haaren ihres Enkels, Opa bläst lauter bunte Luftballons auf, nur um sie selbst wieder zum Platzen zu bringen. Tante Helga tanzt auf dem Tisch, Vetter Karl wirft mit Kartoffelbrei um sich und die kleine Lisa versucht ihn mit dem Mund aufzufangen. Onkel Martin schmeißt sich an die Kellnerin ran, und Mama und Papa knutschen, als wären sie wieder im Jahr 1976. Dass "Family" also wie die steilste Party überhaupt wirkt, liegt zu einem ganz kleinen Teil daran, dass "Family" ein bisschen wie das grandiose "Antidotes" der ebenso grandiosen Foals klingt, und zu einem immerhin guten Teil daran, dass es von Luke Smith produziert wurde, der sich auch für deren Nachfolger "Total life forever" verantwortlich zeichnet. Zum größten Teil liegt es aber daran, weil es dem Hörer nicht eine Sekunde zum Luftholen gönnt - jaja, wie "Antidotes".

Diesen Vergleich muss sich die Band aus Irland durchaus gefallen lassen, auch wenn er sicher nicht der schlechteste ist. Aber "Family" ist eben genau das: Schnelle Melodien im Stakkato-Rhythmus, Schlagzeugsalven, achterbahnfahrende Stromgitarren und dazu dieser Gesang, der Song um Song wie eine Ansage erscheinen lässt, den Aufruf zum Protest oder die Aufforderung, alles sofort in seine Einzelteile zu zerlegen. Alles dargeboten mit diesem gewissen Charme, der jede Demo noch als Fete des Jahres darstellen könnte. Für The Cast Of Cheers musste es schon immer schnell gehen. 2010 nahmen sie in Eigenregie das Album "Chariot" auf, stellten es zum freien Download zur Verfügung und wurden entdeckt. Nun machen sich die Iren auf, bekannter zu werden als die Butter ihres Landes. Nur, dass sie nicht so streichzart sind. "Family", die erste Single-Auskopplung, poltert mit stürmischem Gesang direkt nach ganz vorne. Und während sie dabei musikalisch Tracks wie "The French open" und "Cassius" ähneln, wird schnell klar, dass die Haare nach den folgenden 35 Minuten nicht mehr so akkurat sitzen wie bei Cristiano Ronaldo nach 90.

"Place and run" beginnt als Mogelpackung verhältnismäßig ruhig im Vergleich zu den restlichen neun Stücken, steigert sich aber ab der Mitte zu einem euphorischen Freudenfeuer, während die zweite Single "Animals" nicht nur im Refrain zum Mitmachen ermutigt. Ein fast schon souliger Hauch schwebt in "Go getter" mit: Hier wechseln sich Bass und Gitarre ab und klingen stellenweise so, als würden sie versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Ein einziges Überbleibsel aus "Chariot"-Tagen gibt es in Form von "Goose" zu hören, das den gleichen hypnotischen Klang aufweist, von Smith aber noch weiter in die Foals-Ecke produziert wurde. Auch nicht schlimm. Den Abschluss krönt "They call it a race", und man könnte man meinen, dass The Cast Of Cheers bereits in den Startlöchern stehen, ihr Familienalbum in die Welt herauszutragen. Die kann ja schon mal anfangen, Kartoffelbrei zu stampfen und Ballons aufzupusten.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Family
  • Posé mit
  • Place and run
  • Go getter

Tracklist

  1. Family
  2. Posé mit
  3. Human elevator
  4. Animals
  5. Place and run
  6. Goose
  7. Go getter
  8. Marso sava
  9. Trucks at night
  10. They call it a race
Gesamtspielzeit: 35:05 min

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