Glen Hansard - Rhythm & repose

Anti / Indigo
VÖ: 15.06.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schmerz über Kopf

Man braucht sich nur einmal das Albumcover anzuschauen. Glen Hansard ist nun wirklich nicht der Typ Mann mit Bart und wirrer Frisur, vor dem man sich fürchten muss. Der 42-jährige Ire wirkt wie die Sanftheit in Person, selbst wenn er jeden Anflug von Emotion in seinen Songs in die Welt herauszubrüllen pflegt. Seine echten Rockertage mit The Frames sind schon lange her, an den Oscar für "Falling slowly" erinnert man sich dennoch gut, an The Swell Season sowieso. Hansard und Markéta Irglová, für eine Weile nicht nur beruflich miteinander verbandelt, sorgten mit der Kombination aus Gitarre und Piano für den einen oder anderen Lieblingssong in gemeinsamen und einsamen Nächten und boten nicht nur mit dem Soundtrack zu "Once", einem Film, in dem sie beide mitspielten, die musikalische Untermalung für jegliche Gefühlsregung. Mit "Rhythm & repose" legt Hansard nun sein erstes Soloalbum vor. Ohne die Band oder Irglová als Unterstützung. Kann das gutgehen? Es kann. Geradezu bestens.

Mit "You will become" startet "Rhythm & repose" fast unscheinbar. Erst ab der Hälfte des Songs offenbart sich, dass Hansard hier mit der folgenden Grundstimmung des Albums beginnt, wobei jeder irrt, der glaubt, dass hier alles bloß von Liebe und Kummer handelt. Nein, das wäre zu einfach. Stattdessen entführt der Sänger seine Hörer in eine Klangkulisse, die unter anderem Nico Muhlys Streicher zum Leben erwecken - und nicht umsonst kann dieser genauso wie Produzent Thomas Bartlett alias Doveman unter anderem auf eine Zusammenarbeit mit The National zurückblicken. Das schunkelige "Maybe not tonight" folgt auf dem Fuße und erhärtet den Verdacht, dass hier die ruhigen Klänge vorherrschen werden. Doch das täuscht.

Denn während "The storm, it's coming" nur den großen Zeh ins Wasser taucht und vorsichtig bemerkt, dass die Stimmung rauer wird, wagt "High hope" mutig den Sprung in die Tiefe, und es wird wieder deutlich, was man eigentlich immer von Hansard wusste und was einen mit Glück und Traurigkeit zugleich erfüllt: dass er immer besser wird, je mehr er leidet. "Bird of sorrow" ist von einem ähnlichen Muster geprägt: Der Song tarnt sich als Pianoballade und zelebriert die Niedergeschlagenheit förmlich, bis man spürt, wie ein Gewitter im Anmarsch ist, Hansard samt Begleitband ausbricht, und Muhly und Rob Moose von Antony And The Johnsons die verzweifelten Schreie mit sanften Klängen unterstützen, aber nie unterdrücken. "Races" schaltet wieder einen Gang zurück und lässt mehr Hoffnung durchschimmern, während das letzte Stück "The song of good hope" eine perfekte Punktlandung auf akustischem Boden vollbringt. Eigentlich braucht Hansard niemanden - nicht einmal Irglová. Man kauft ihm so oder so alles ab.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Maybe not tonight
  • High hope
  • Bird of sorrow
  • The storm, it's coming
  • The song of hood hope

Tracklist

  1. You will become
  2. Maybe not tonight
  3. Talking with the wolves
  4. High hope
  5. Bird of sorrow
  6. The storm, it's coming
  7. Love don't leave me waiting
  8. What are we gonna do
  9. Races
  10. Philander
  11. The song of good hope
Gesamtspielzeit: 46:47 min

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