Japandroids - Celebration rock

Polyvinyl / Cargo
VÖ: 08.06.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf das Leben!

Mal ehrlich: Nach einem Debüt-Album wie "Post-nothing" hat man eigentlich nur zwei Möglichkeiten, möchte man nicht an den immensen Erwartungshaltungen zerbrechen. Die eine Lösung bestünde darin, Gitarren und Drumsticks an den Nagel zu hängen und sich einen neuen Job zu suchen. Vielleicht Bibliothekar oder so. Die andere Option hingegen: Sich von sämtlichen Erwartungen frei sprechen, unerwartet eine neue Platte schreiben und diese dann konsequenterweise "Celebration rock" nennen. Japandroids haben sich für letzteres entschieden, womit sie goldrichtig liegen dürften. Die beiden Kumpels aus Vancouver steigen einfach in den Wagen, drücken mächtig auf's Gas und schließen die Augen. Keinen Gedanken verlieren sie an gestern. Es zählt lediglich der pure, ungeschönte Augenblick. Das Hier und Jetzt. Das Adrenalin, das durch den Körper schießt und einen wissen lässt: Man ist am Leben.

Solche unsagbar befreienden Momente bilden den Kern des Japandroids-Schaffens. Der Fokus liegt bei Brian King und David Prowse immer schon auf dem Sturm und dem Drang, von dem man als juveniler Freigeist eben beseelt ist. Keiner Band ist es in den letzten Jahren gelungen, dieses Lebensgefühl so trefflich einzufangen. Natürlich hat sich das auf "Celebration rock" nicht geändert. Die beiden Kanadier rumpeln und poltern wie eh und je durch glückshormonschwangere Noise-Rock-Hymnen. Dabei singen sie manchmal, grölen hin und wieder und geben dem Hörer den ein oder anderen Whiskey Sour aus. Freundschaft ist auf "Celebration rock" erneut ein zentrales Motiv. Aber natürlich handeln die Stücke auch von Liebe, Sex, Alkohol und von all den anderen Sünden, die - Phrasenalarm! - "das Leben lebenswerter machen".

Zu Beginn von "Celebration rock" zünden King und Prowse offensichtlich Pyrotechnik, es zischt und knallt, und das obwohl es außer dem Leben an sich nichts zu feiern gibt. Der Opener "The nights of wine and roses" gerät dann auch zu einem Aphorismus, den Charles Bukowski, Walter Frosch und Ernest Hemingway gleichermaßen abnicken würden: "Long lit up tonight and still drinking / Don't we have anything to live for? / Well of course we do / But 'til they come true / We're drinking." Es bleibt einem ja auch fast nichts anderes übrig, oder? In manchen Momenten geht die Barstuhl-Poesie der Japandroids soweit, dass man kurz an Craig Finn und The Hold Steady denken muss: "Wildness is our treasure / So boldly surrender / To me and to the night / On the lash and lashing out / It's evil's sway tonight."

Unter den acht Songs auf "Celebration rock" befindet sich dann, so viel Heldenverehrung sei ihnen gegönnt, auch ein Cover des Stücks "For the love of Ivy" der amerikanischen Blues-Punks The Gun Club. Und, so viel Ehrlichkeit sei wiederum uns gegönnt: Es ist der mit Abstand schwächste Song der Platte. Was für die Japandroids prinzipiell ein gutes Zeichen ist. Prowse und King haben ihre eigene Nische gefunden, musizieren dort in der Nachbarschaft von No Age und Co. und bleiben mit ihrem Sound eine erfrischende Alternative zum dreckigen Rest. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich das herrlich dynamische "Younger us", das einen wahrhaft grandiosen Abend skizziert: "Remember that night you were already in bed / Said fuck it, and got up to drink with me instead." Das hyperventilierende "The house that heaven built" erinnert mit seinen Powerchords und dem sympathischen Gewinner-Keyboard im Hintergrund an die Seelenverwandten Fang Island. Aufzuhalten sind die beiden bei alledem nicht. Wieso auch? "If they try to slow you down / Tell them all, to go to hell." Klingt nach 'nem Plan!

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The nights of wine and roses
  • Evil's sway
  • Younger us
  • The house that heaven built

Tracklist

  1. The nights of wine and roses
  2. Fire's highway
  3. Evil's sway
  4. For the love of Ivy
  5. Adrenaline nightshift
  6. Younger us
  7. The house that heaven built
  8. Continuous thunder
Gesamtspielzeit: 35:10 min

Im Forum kommentieren

hüsker noize

2013-12-17 00:23:51

wie konntet ihr dieses jahr nur "perfect pu.ssy" übersehen??? zu jedem scheiß gibts hier einen thread, aber nicht zu denen...unglaublich.

CEO

2013-05-31 15:57:25

Ne also wirklich. Für einen kurzen Moment macht das mal Spass aber die Halbwertszeit ist schon enorm gering und letztendlich ist das nur ziemlich flacher, prolliger Rock im Hipstergewand.

Cleo

2013-05-31 12:53:40

Freut mich, wenn es dir so gut gefällt. Aber wo diese Gitarrenarbeit toll sein soll, musst du mir bitte noch verraten. Es muss ja nicht hochkomplex sein aber das ist schon ziemlich repetitiv und fad.

Leo

2013-05-31 12:18:39

Vielleicht eines der besten Alben der letzten 500 Jahre. Auf jeden Fall ein Geheimtipp. Tolle Gitarrenarbeit, perfekt austarierter Sound, starke Kompositionen. Hat den gewissen Pfiff, wie man so schön sagt.

Ich schreibe jetzt mal

2013-05-31 12:11:04

''Mein Problem mit dem Album und den Japandroids im Allgemeinen ist einfach, dass die Musik ein Lebensgefühl zu vermitteln versucht, welches im Grunde nur auf Party, Saufen, Drogen und Sex basiert''
Word! Irgendwie klingen die leicht prollig und vor allem ist da nicht sehr viel Tiefgang. Insgesamt nicht wirklich schlecht aber weit entfernt von gut

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