The Dentals - Tennessee

Whiterock / Irascible
VÖ: 25.05.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Einer geht noch rein

Es ist eine dieser Bandgeschichten, die man ohne Humor gar nicht überleben würde. Erzählt wird sie wie folgt: Zwei Typen aus der Schweiz gründen im Wartezimmer einer Luzerner Zahnarztpraxis eine Band - der Name The Dentals liegt nahe. Vier Jahre später erreicht das Duo mit dem beschwingten, noch etwas nach Schulband klingenden Zweiminüter "Mary wants to marry me" Platz 1 der Downloadcharts in - Achtung - Hongkong. Ein ganzes Jahrzehnt und zwei neue Bandmitglieder später erscheint ein Debütalbum, dessen Aufnahmen zwar nicht in Hongkong, dafür aber in einem überdimensionierten Landhaus in Tennessee stattfanden. Das Ergebnis klingt nach guter Laune, Liebe zum Akustik-Folk und Alkohol. Eingängige Melodien sind wichtiger als lupenreine Produktion, und textlich erschaffen die Schweizer ein kleines Absurditätenkabinett, das von ordentlich Humor zeugt und sich auf wunderbare Art und Weise genau so ernst nimmt wie nötig.

"A song not about beer" hält nicht ganz, was der Titel verspricht: Das kühle Prickeln ist zwar nicht Hauptthema, von "Two ice cold beers" und "Now I'm getting drunk" ist aber dennoch die Rede. So richtig scheint es ohne Bier eben nicht zu gehen. "I love you even more" macht einen auf superromantisches Liebeslied, um der Angebeteten im Kern nur eines mitzuteilen: "I like your eyes and all the rest / But your nipples are the best." Wenn Sänger Fabio dann aber sogar so weit geht, "I love you even more than beer" zu singen, macht sich die Sorge breit, dass von benanntem Gärungsprodukt während des Songwritingprozesses ein paar Schlucke zu viel den Weg in Richtung Leber gefunden haben könnten. Schließlich bekennen sich The Dentals klar zum Genre "Alco-Pop" - besungene Dame darf sich geschmeichelt fühlen. Die Affinität zum Alkohol scheint generell ein wichtiger Bestandteil des Bandlebens zu sein. In einem Interview gaben die Herren an, man könne das CD-Booklet auch als stylishen Bierdeckel verwenden und als Bandmotto pflegen sie: "If the glass is only half-full, fill it up!"

Verletzlichkeit und Imperfektion sind ja schon längst mehr sexy als uncool, und so wagt "Not every idiot knows how to drive a car" das Eingeständnis, dass ein in dieser Hinsicht nicht gerade vollkommenes Wesen bei The Dentals hinterm Mikro steht. Das macht gar nichts, solange dieser Mann nicht auch noch der Bevölkerungsgruppe angehört, die in "I am an artist" besungen wird. Ein Song, der sich augenzwinkernd an die Sorte kreativistischer "Künstler" richtet, die sich diesen Titel vor allem des Titels wegen zugesprochen haben - möglicherweise auch, um den obligatorischen Hipster-Look zu rechtfertigen. "I'm not the smartest / But I'm an artist." Und falls es trotz des Künstlerdaseins mal an Selbstbewusstsein mangeln sollte, haben die vier Kauwerkzeugspezialisten auch für dieses Problem ein Rezept parat. Einfach ein paarmal den vorletzten Song der Platte rezitieren und schon ist alles gut: "I'm not mentally retarded / I'm not mentally retarded / I'm not mentally retarded, no I'm not!"

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I am an artist
  • Kings without crowns
  • Devil in my hand (Part 2)
  • Career for beer

Tracklist

  1. A song not about beer
  2. I am an artist
  3. Kings without crowns
  4. I love you even more
  5. Heading for the door again
  6. Not every idiot knows how to drive a car
  7. Devil in my hand (Part 1)
  8. Devil in my hand (Part 2)
  9. Career for beer
  10. Give me a second chance
  11. I am well but you are Paul Weller
  12. Mentally retarded
  13. B-side
Gesamtspielzeit: 42:59 min

Im Forum kommentieren

melting snowflakes since 1946

2017-10-28 07:59:53

Diane Black of Tennessee, the highly respected House Budget Committee Chairwoman, did a GREAT job in passing Budget, setting up big Tax Cuts

realDonaldTrump

2017-03-16 07:48:22

In Nashville, Tennessee! Lets MAKE AMERICA GREAT AGAIN!

MajorLazer

2012-06-17 09:03:14

Für den nächsten Jahrespoll würde ich gerne die Kategorie "Albumcover des Jahres" vorschlagen und dafür the Dentals nominieren.

The Triumph of Our Tired Eyes

2012-06-13 07:34:11

@Beefy

Ja, das schon.

Finde vor allem dass der Sänger eine tolle Stimme hat:)

Beefy

2012-06-13 07:12:23

"Mentally Retarded" ist bestimmt einer der beklopptesten Songs des Jahres. Aber ein paar Hits sind schon drauf, oder?

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