Kris - Immer wenn ich das hier hör

Columbia / Sony
VÖ: 01.06.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Mach mal Sommer

Wer schreibt eigentlich die ganzen Horoskope für die Lifestyle- und Hausfrauenblätter? Irgendein armer Tropf muss den Job ja machen. Und vermutlich hat er/sie schon mehrere tausend Mal die unkaputtbare Weisheit niedergeschrieben, dass aus einem vermeintlichen Unglück letztlich doch noch echte Erfüllung erwachsen kann. Esoterisches Geschwafel, klar. Doch Kristoffer Hünecke wird das so unterschreiben. Früher war der Hamburger ein talentierter Tennis-Junior in der Akademie des legendären Nick Bollettieri. Der Weg in den Profizirkus war vorgezeichnet, da kam eine Handgelenks-OP dazwischen und machte alles zunichte. Trübsal blasen? Kam Hünnecke nie in den Sinn. Er wurde Gitarrist bei Revolverheld, sahnte goldene Schallplatten, eine Echo-Nominierung und weitere Ehrungen ab. Nicht jeder Musikhörer mag den Revolverheld-Output als Erfüllung betrachten, doch Kris hatte seine Bestimmung gefunden.

Nachdem bereits Frontmann Johannes Strate die Pause der Hauptband zu einem Solo-Ausflug namens "Die Zeichen stehen auf Sturm" nutzte, zieht sein Gitarrist nun nach. Und ähnlich wie Strate wandelt Kris zumindest abschnittsweise abseits der Revolverheld-Pfade. Die Vorabsingle "Diese Tage" kann man als "The joker"-Halb-Cover mit Dante Thomas dreist oder doof halten - doch der lässig groovende Song beißt sich sofort im Ohr fest und bringt sich als Sommerhit der angenehmen Sorte in Position. Auch mit seiner Liebe zum HipHop hält Kris nicht hinterm Berg. An dem Hamburger ist zwar weder ein Rapper noch ein Sänger verloren gegangen. Doch die Freude über die eigenen Gehversuche ist "Immer wenn ich das hier hör" immer wieder anzumerken und hübscht so manchen missratenen Moment auf. Wenn auch nicht alle.

Denn wenn dieses Album ein großes Problem hat, dann dass es für jeden wirklich guten Song wie den balladesken Titeltrack oder das euphorisch nach vorn drängende "Glücksrausch" zwei richtig schlechte gibt. Exemplarisch genannt seien hier der dumpfbackig rockende Opener "Yeah!" oder der debile Party-Electrorock "Meine Wohnung ist ein Klub". Wollen wir wirklich wissen, wie ein Fest im Hause Kris abläuft? "Feier mich selbst wie Dr. Cox / Kotz' mein Klo alleine voll / Tanz' nackt zu Revolverheld, jawoll". Nein, wir wollen es nicht wissen. Hätte Kris das Proll-Gehabe stecken lassen und stattdessen öfter seine sanfte Seite gezeigt, wie im gelungenen "Geflasht" oder "So laut", dann hätte dieses Album eine historische Höchstwertung auf Plattentests.de für Alben mit Revolverheld-Beteiligung abstauben können. So notieren wir unteres Mittelmaß und halten fest: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer." Stand so in unserem Büro-Horoskop.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Diese Tage (feat. Dante Thomas)
  • Immer wenn ich das hier hör

Tracklist

  1. Yeah!
  2. Geflasht
  3. Diese Tage (feat. Dante Thomas)
  4. Immer wenn ich das hier hör
  5. Glücksrausch
  6. Soundtrack (feat. Nico Suave)
  7. Wie's mir geht
  8. Egal was morgen ist (feat. Daniel von Bakkushan)
  9. So laut
  10. Meine Wohnung ist ein Klub
  11. Was ich nicht hab
  12. Das letzte Lied
Gesamtspielzeit: 39:21 min