Kaiser Chiefs - Souvenir: The singles 2004-2012

B-Unique / Fiction / Universal
VÖ: 01.06.2012
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Des Kaisers alte Kleider

Die Frage stellt sich bei Best Ofs immer: Ist es eine Status-Quo-Rückbesinnung auf die Peak-Tops der bisherigen Diskographie und damit ein Fan-Geschenk? Oder schlicht als Befriedigung der Plattenfirma, wie Sex? Von Seiten des Labels gilt es eh stets, den Cash-Flow in mageren Zeiten im regen Fluss zu halten und die Taschen zu leeren. Wie von Sex gibt es in der westlichen Hemisphäre kein Entkommen vom Kapitalismus. Die Kaiser Chiefs präsentieren zwar keine neuen Kleider, sind aber auch nicht völlig nackt, denn immerhin finden sich zwei nagelneue Socken in ihrer Kollektion. Und keine Sorge, es sind keine Penissocken. Leider ist auch nicht alles Gold, was unter den "Souvenirs" auf ihrem Silberling glänzt, doch arm gehen die Jungs aus Leeds nicht aus, denn ihr hauseigenes Bruttosozialprodukt wird mit ihren Memorabilia mit Sicherheit gut angekurbelt werden.

Die Kaiser Chiefs waren und sind immer schon unter ihren Klassenkameraden der British Class of '05 eine Single-Band gewesen, ähnlich Hard-Fi. Wo die frühen Bloc Party, Maximo Park und Futureheads durch ungebändigte Energie faszinierten und im Laufe der Jahre langsam verkopften, kondensierte sich bei den Kaiser Chiefs früh die Plattenqualität zu Singles zwischen Pub, Studentenparty und Fußballstadion, egal ob in London oder auf dem Prenzlauer Berg. Geht überall. Dementsprechend sind sämtliche Single-Hits vertreten, wie alte Bekannte.

Ob diese allerdings das hohe Niveau halten können, ist diskutabel. Es ist auffallend, dass von ihren bisher vier regulären Releases das frühe Kapital der Band am meisten Zinsen abzuwerfen scheint. Fünf Hits von "Employment", vier von "Yours truly, angry mob". Dann sinkt die Anzahl. Lediglich zwei Songs von "Off with their heads" und zu guter Letzt die drei in Radiosendern angenudelten von "The future is medieval". Dazwischen finden sich in Form zweier neuer Songs kleine Schmankerl als Kaufanreiz für die heimische Finanzbörse, "Listen to your head" und "On the run", die sich stilistisch zwischen Album Nummer drei und Nummer vier ansiedeln. Ersteres kokettiert unaufgeregt mit The Bravery, und Letzteres klingt mehr nach Videospiel-Mucke der Marke Super Nintendo. Beide très chic, aber letztlich wie der verschwommene Blick durch die Hornbrille Brad Goreskis auf das Dekolleté von Lady Gaga: kann, muss nicht pralle sein.

Wie Laufsteg-Mode bedienen Best Ofs eben Repräsentationszwecke, aus dem Alltäglichen herausgehobene Glanzmomente. Peak-Tops halt. Und diese gehorchen ebenso dem Kapitalismus wie Sex. Alles ist Teil einer Vermarktungsmaschinerie. Dazu bedarf es nicht zwingend neuen Stoffs, um das gemeine Volk zufrieden zu stellen. Des Kaisers neue Kleider sind keine Schafspelze. Auch keine neue Kollektion. Es kann damit auch keine unangenehmen Überraschungen geben. Und solange die ausbleiben, meckert keiner. Ist dies alles nach vier Alben notwendig? Nein, aber es ergibt Sinn. Wie Haute Couture mit einem Schuss Prêt-à-Porter.

(Peter Somogyi)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oh my God
  • I predict a riot
  • Everything is average nowadays
  • The angry mob

Tracklist

  1. Oh my God
  2. Ruby
  3. I predict a riot
  4. Never miss a beat
  5. Everything is average nowadays
  6. The angry mob
  7. Listen to your head
  8. Everyday I love you less and less
  9. Little shocks
  10. Love's not a competition (but I'm winning)
  11. Good days bad days
  12. On the run
  13. You can have it all
  14. Modern way
  15. Man on mars
  16. Kinda girl you are
Gesamtspielzeit: 58:15 min

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