Frittenbude - Delfinarium
Audiolith / Broken SilenceVÖ: 11.05.2012
Heute Tier, morgen dort
Da sind sie wieder, die niederbayerischen Tierliebhaber von Frittenbude. Den Zweijahresrhythmus haben sie wie immer brav eingehalten, und so geht es nach der 2008er "Nachtigall" und "Katzengold" von 2010 nun ins "Delfinarium". Und so viel ist sicher: Das war nicht für die Katz, und so manches Schwein wird danach pfeifen. Doch genug der semiwitzigen Wortspiele, die das Trio um Frontmann Johannes Rögner um einiges besser beherrscht als der gutgelaunte Plattentester. Zum Beispiel im Song "Gibt es Uruguay eigentlich noch?" Oder hat jemand schon einmal einen treffenderen und unterhaltsameren Kommentar zur Social-Network-Generation vernommen als "Wenn nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht"? Na also.
Und dabei bleiben die Jungs stets auf dem Boden und mimen nicht den Oberlehrer. Soziale und politische Kritik? Immer gerne. Mit erhobenem Zeigefinger? Definitiv nicht. In Geisenhausen aufgewachsen, zwischendurch nach München gezogen und mittlerweile in Berlin beheimatet - kein Wunder, dass Frittenbude da irgendwie umhergetrieben und "Heimatlos" wirken. Dass sie daran aber trotzdem Spaß haben, beweist der gleichnamige Track, der in fast schon hypnotischer Monotonie über den Dancefloor wabert und sich damit zu "Deutschland 500" gesellt. Eindeutig motivierte Textzeilen wie "Hallo Deutschland, du fühlst dich immer noch so deutsch an" wirken im partytauglichen Technogewand zwar weniger angepisst, als es irgendwelche Politpunks der Achtziger herüberbringen würden - ihre Aussage kommt aber trotzdem bestens an.
Frittenbudes drittes Album entstand dieses Mal nicht von heute auf morgen mit einem gehörigen Schuss Spontaneität, sondern wurde wohl durchdacht, bis ins letzte Detail ausgefeilt und von allen drei Protagonisten gleichberechtigt erarbeitet. Jeder Song ist bis ins Kleinste strukturiert und detailverliebt produziert. Und das hört man den 16 Stücken auch an. Sei es das furios eröffnende "Von allem zu viel", das sich nach und nach als perfekt arrangierter Elektrorocker entpuppt, oder die Nonplusultra-Nummer "Wings", die in unnachahmlicher Synthiepop-Manier ihren Weg in Ohr, Herz und Bein findet.
"Das Leben ist schön, man muss es nur sehen / Wenn alles zu grau ist, die Farbe reindrehen" lautet es so treffend im kopfnickenden "Die Amsel" - so formuliert das Stück quasi das Motto dieses Albums. Alles eine Frage der Betrachtung. Ganz egal, ob wie bei "Innere Altmark" oder "Zeitmaschine aus Müll"das Tempo gedrosselt und die Stimmung gedämpft wird oder in "Heute bist Du nur ein Mädchen das ich einmal gekannt hab" und "Es ist nicht leicht" alles etwas flotter vorangeht: Frittenbude können anscheinend alles zwischen Electro-Pop, Breakbeat, Rave und HipHop. Nur mit dem Genitiv hapert es noch etwas, meint der ebenfalls nicht oberlehrerhaft wirken wollende Plattentester - aber "Nur wegen dem Eiskonfekt" sollte man sich hier bitte nicht aufregen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Von allem zu viel
- Wings
- Die Amsel
- Innere Altmark
- Heute bist du nur ein Mädchen das ich einmal gekannt hab
- Einfach nicht leicht
Tracklist
- Von allem zu viel
- Nur wegen dem Eiskonfekt
- Wings
- Deutschland 500
- Aufregende Farben
- Heute nur einmal
- Heimatlos
- Dies das
- Die Amsel
- Innere Altmark
- Gibt es Uruguay eigentlich noch?
- Heute bist Du nur ein Mädchen das ich einmal gekannt hab
- Erlös Dich von dem Schrott
- Zeitmaschinen aus Müll
- So weit von Paris
- Einfach nicht leicht (hidden track)
Im Forum kommentieren
Pfennigologe
2012-07-30 11:52:17
"auf dem Feldweg der Zeit"
hier geben sich die Frittenjungs ganz unmißverständlich als verkappte Heideggerianer zu erkennen.
@Pommes Schranke
2012-07-30 11:32:15
Was sind deiner Meinung nach gute Texte?
@Pommes Schranke
2012-07-30 11:31:34
Aus deinem?
Pommes Schranke
2012-07-30 11:22:39
Boah, gerade mal ein paar Songs von denen gehört. Schlimmer als der stumpfe, immer gleiche Gesangsstil sind diese grottigen TeenageAngst-Allgemeinplatz-Texte. Auf Englisch kann man sowas ja eventuell noch ignorieren, hier wirkt es allerdings hochnotpeinlich.
Sie legen sich hin, egal wo die Gefahren sind
solange wir uns bewegen sind wir nur die Passanten
auf dem Gehweg des Lebens, auf dem Feldweg der Zeit
ticken andere Uhren und Eile verweilt
Wir sind die Clowns
Im Zirkus des Lebens
Alle Träume ein Zelt
Und die Dompteure Propheten
Besoffen an uns selbst
Auf diesem blauen Planeten
Bleibt jede Flucht ein Gehege
Ist jeder Club die Manege
Aus welchem 15jährigen-Poesiealbum haben die denn bitteschön diese ganze Pennälerlyrik geklaut?!
Rumhorster
2012-05-26 19:39:13
Insane ist genauso so ein Newfag wie die ganzen 'indie hipster', die denken, Frittenbude wäre der neuste Scheiß.
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