Santana - Shape shifter
Starfaith / SonyVÖ: 11.05.2012
Seichte Saiten
"Der zehnfache Grammy-Gewinner kehrt mit einem Album zurück, an dem er zwei Jahrzehnte gearbeitet hat", lässt uns der Sticker auf der CD-Hülle wissen. Und als ob das nicht schon Kaufanreiz genug wäre, ist "Shape shifter" auch noch den US-amerikanischen Ureinwohnern gewidmet, bei denen die Regierung mit der Native American Apology Resolution für vergangenes Unrecht um Entschuldigung bittet. Carlos Santana fordert die Länder in aller Welt auf, sich ein Vorbild daran zu nehmen und doch bitte ähnliches zu tun, füllt sein Booklet mit Sprüchen wie "Forever, music will remain the universal language of men, angels, and spirits" und macht auf der vorletzten Seite noch ein bisschen Werbung für seine Stiftung, die bedürftigen Kindern in aller Welt hilft. Wäre der Mann nicht schon Gitarrengott, man müsste ihn Gitarrenjesus nennen.
Kann es da Zufall sein, dass die knappe Stunde Musik auf "Shape shifter" in etwa genauso einnehmend ist wie die der Panflöten-Indianer aus der Fußgängerzone? Was immer Santana sich dabei gedacht hat - er ist entweder in einem Anfall von künstlerischer Überambition dem Erdboden entschwebt, oder ihm ist seine Musik mittlerweile egal, so lange sie nur als Mittel zum Zweck der stolz vorgetragenen Philanthropie taugt. Das Endprodukt lohnt allerdings kaum die Frage nach den Gründen. "Shape shifter" ist ein belangloses Stück aneinandergereihter Gitarren-Improvisationen, zusammengehalten von einer lustlosen Rhythmusgruppe und eingestreuten Keyboardflächen. Bruchteile einzelner Songs gingen vielleicht noch als Soli auf einer mittelprächtigen Hardrock-Platte durch, in der Regel macht sich aber zähe Langeweile auf Telefonschleifen-Niveau breit. Das gilt für zwölf der 13 Stücke, auf dem verbleibenden singt noch jemand auf Spanisch.
Instrumentale Gitarrenmusik hat es zugegebenermaßen nicht immer leicht, sind Rock-Strukturen auf der einen und Hörgewohnheiten auf der anderen Seite doch oftmals auf den Wiedererkennungswert von Refrains, Stimmen und Gesangsmelodien ausgerichtet. Trotzdem gibt es eine Vielzahl an Künstlern, beispielsweise aus Jazz- oder Postrock-Kreisen, die mit viel Kreativität, Virtuosität und kompositorischem Geschick diese Konventionen aufbrechen und großartige, beeindruckende Instrumentalmusik machen. Für all diese ist "Shape shifter" eigentlich eine Beleidigung, bestätigt die Platte doch das Klischee vom selbstverliebten Gitarristen, dem alles andere wumpe ist, wenn man nur sein Instrument beständig klimpern hört. Da kann Santana im Booklet noch so oft von "vision" und "soulful incantation" schreiben - die 13 hier versammelten Songs zeugen höchstens von songschreiberischer Faulheit und lustlosem Saitenspiel. Und was sagen schon Grammy-Trophäen aus? Die Black Eyed Peas haben auch schon sechs davon im Schrank.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Shape shifter
- Dom
- Nomad
- Metatron
- Angelica Faith
- Never the same again
- In the light of a new day
- Spark of the divine
- Macumba in Budapest
- Mr. Szabo
- Eres la luna
- Canella
- Ah, sweet dancer
Referenzen
Spotify
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