The Heart Of Horror - Into my own

Unter Schafen / Al!ve
VÖ: 27.04.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hinter der Fassade

Laut war es. Kurz und knackig. Und überraschend gut. Die Rede ist natürlich von "Anima now!", dem vor ziemlich genau einem Jahr erschienen siebten Blackmail-Album. Damals gab Mathias Reetz ein überzeugendes Debüt als Frontmann der Koblenzer Rock-Institution. Dass trotzdem nicht jeder Blackmail-Fan mit dem neuen Sänger warm wurde, mag auch daran liegen, dass man nicht viel über diesen schüchtern wirkenden jungen Mann wusste. Woher kam er eigentlich? Was hat er vor Blackmail so getrieben? Nun, beispielsweise gründete Reetz bereits 2006 The Heart Of Horror. Aus einem Singer-/Songwriterprojekt wurde im Laufe der Jahre eine echte Band, die unter anderem schon für Tom Morello die Bühne vorwärmen durfte. Mit "Into my own" legen die Bochumer nun ihr zweites Album vor – und das unterscheidet sich doch ziemlich stark von "Anima now!".

Dezent perlen die Gitarren, sanft wabert Reetz' Stimme über getragene Schlagzeug-Rhythmen. Und überall lauert der Hall. The Heart Of Horror beziehen ihre Stärke nicht aus Krafmeier-Riffs und lauten Backgroundchören. Stattdessen durchzieht "Into my own" die Gewissheit, dass also die wichtigen Entscheidungen im Innersten ausgefochten werden, dass die schönste Fassade nichts wert ist, wenn sich dahinter nichts verbirgt. Der Opener "Oh my love" lässt sich mit sphärischem Intro und gehauchtem Gesang lange Zeit, bis die zurückgehaltene Verzweiflung schließlich doch noch zum Vorschein kommt: "I'm leaving my place, I live in a car / Strumming chords on my broken guitar / Come back my love, when I grow up." Ähnlich niedergeschlagen geht es auf dem Album über weite Strecken zu – wenn auch nicht immer. Im beschwingten "Bochum West" etwa erinnert sich Reetz an die Nächte in der Heimat, und mit "All I know"liefert die Band ein zackiges Alternative-Brett ab, das dann doch wieder irgendwie nach Blackmail klingt.

Dennoch bleiben die sanfte Melancholie und das Bedürfnis, den Schmerz in Worte zu fassen, das übergreifende Thema auf "Into my own". Umso besser, wenn diese Gefühle in starke Refrains eingebettet werden, wie im großartigen "Divided", wo sanftes Gitarrengezupfe in sphärischen Indie-Rock mündet. Oder im ausufernden "Easy", das sich in seinen Elektro-Ausflügen nie verläuft. Die schönste Komposition auf dem Album ist aber die Single "Aeroplane", die gleichzeitig in verschiedensten Farbtönen malt und unterschiedliche Assoziationen hervorruft. Der Klasse von anderen leisen Statements wie "To the sky" oder dem bluesigen Abschlusstrack "Soon" soll das aber keinen Abbruch tun. "Into my own" ist ein rundes, atmosphärisch ungemein dichtes Album voller Schönheit. Sein Erschaffer heißt Mathias Reetz und darf nun schon das zweite Klassealbum in Folge mit seiner Beteiligung verbuchen.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Aeroplane
  • Divided
  • Easy

Tracklist

  1. Oh my love
  2. Going nowhere
  3. Bochum West
  4. Aeroplane
  5. All I know
  6. Divided
  7. EasyTo the sky
  8. Statue of liberty
  9. Soon
Gesamtspielzeit: 44:09 min

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