Best Coast - The only place

Wichita / PIAS / Rough Trade
VÖ: 11.05.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Weite des Meers

Das Tolle an einer Band wie Best Coast ist ihre Berechenbarkeit. Niemand würde auf die völlig abstruse Idee kommen, irgendetwas anderes von diesem amerikanischen Duo zu erwarten, als sonnengereiften LoFi-Bubblegum-Pop für die warmen Stunden des Jahres. Am wenigsten die beiden Bandmitglieder selbst. Und so lassen es sich Beth Cosentino und ihr Bandmate Bobb Bruno nicht nehmen, ein weiteres, herrlich verstrahltes Indiepop-Album aufzunehmen und dieser Tage zu veröffentlichen.

"The only place" ist natürlich wieder höchstgradig unaufdringlich, eben genau so, wie sich das für maximal-naive Strandmuschelmusik gehört. Und dies ist keineswegs negativ gemeint. Best Coast sind süß, haben Kulleraugen, niedliche Tierbilder als Covermotive und Texte, die man sich bestenfalls auf's Badetuch sticken lassen möchte. So heißt es im wirklich fantastischen Opener: "When we get bored, we like to sit around / Sit around and stare / At the mountains, at the birds, at the ocean, at the trees / We have fun, we have fun, we have fun, when we please." In diesen paar Zeilen offenbart sich das Wesen einer Band, die nie mehr sein wollte, als das lümmelige, schlitzohrige Duo mit den Surfhymnen und den Girlie-Lyrics.

Natürlich haben Best Coast ihr Erfolgsrezept im Vergleich zum Vorgänger "Crazy for you" kaum geändert. Cosentino und Bruno zelebrieren reduzierten, melodieverliebten Gitarrenpop mit Garagenvergangenheit, ohne sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Nur ab und zu darf es ein etwas kratzen und ziepen, so etwa in "Last year", einem Lied, das mit dem Grunge flirtet, ohne schlussendlich mit ihm im Bett zu landen. Ungleich blumiger klingt "My life", dessen Message denkbar simpel ist: Lebe jeden Tag, als sei es der letzte. Hatte man vor lauter Facebook, Twitter und dem Plattentests.de-Forum ja auch schon fast vergessen, nicht wahr?

Klar ist auch: Best Coast gefallen sich selbst in der Rolle der temporär angebeteten Sommerliebe. Was ja erstmal vollkommen okay ist. Die gemeinsame Zeit wird intensiver wahrgenommen, das Bauchkribbeln fühlt sich besonders gut an. Neben der Euphorie werden bei Best Coast nun aber auch zunehmend Melancholie und Sehnsucht thematisiert. Die Tränen, die kullern, wenn der Sommer vorbei ist und man eben auch der unbekannten Schönheit Lebwohl sagen muss. Dieses Gefühl kennt wohl jeder von uns. Und vielleicht stehen Best Coast genau dann an deiner Seite und flüstern Dir Dinge ins Ohr, die Du alle schon tausendmal gehört hast. Dinge über die Liebe, das Leben und die Weite des Meers. Gerade dafür wirst Du sie schätzen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The only place
  • Last year
  • My life

Tracklist

  1. The only place
  2. Why I cry
  3. Last year
  4. My life
  5. No one like you
  6. How they want me to be
  7. Better girl
  8. Do you love me like you used to
  9. Dreaming my life away
  10. Let's go home
  11. Up all night
Gesamtspielzeit: 34:40 min

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