4lyn - Quasar
Very Us / EdelVÖ: 11.05.2012
Für immer Nichtschwimmer
Betrachtet man das Gesamtwerk der Hamburger Crossover-Burschen 4lyn, so stellen sich jäh gemischte Gefühle ein. Auf der einen Seite hat man Mitleid mit den Jungs, schließlich sind sie doch ziemlich in der Zeit hängen geblieben. Ihr Sound war ja immer schon ein preisgünstiges Abziehbildchen breitbeinigen US-Crossovers, so viel ist klar. Doch dass man 2012 immer noch Alben veröffentlicht, die in ihrer ganzen Ästhetik so dermaßen im Jahr 2000 verwurzelt sind, ist mit Sicherheit mutig. Und genau das verlangt dem neutralen Hörer auf der anderen Seite zumindest Respekt ab. 4lyn schwimmen nicht mit dem Strom, vielleicht weil sie es nicht wollen, vielleicht aber auch, weil sie einfach nicht schwimmen können. Modeerscheinungen bleiben draußen und 4Lyn bescheidene Typen. Ihre nunmehr sechste Platte "Quasar" legt davon eindrucksvoll Zeugnis ab.
Hat man sich damit abgefunden, dass "Quasar" nichts anderes bereithält, als eben Lieder für das letzte Millennium, dann kann man mit der neuen 4lyn-Platte eigentlich ganz gut leben. Der ein oder andere neue Song wäre auf diesen herrlich-bekloppten Samplern mit dem heißesten Alternative-Shit der 00er-Jahre zwischen Staind, Hoobastank und Alien Ant Farm nicht groß aufgefallen. Das ist also in den meisten Fällen harmloser Formatradio-Rock mit ganz netten Hooks, ziemlichen schwachsinnigen Lyrics und größtmöglicher Aussagelosigkeit. Kostprobe gefällig? "Obviously, he is allergic to swagger / Runnin' his mouth like a young Mick Jagger / Runnin' around, makin' everybody nervous / Hide and observe like the secret service." Ist das noch komisch oder schon traurig?
Der Autor dieser Zeilen entscheidet sich für: Komisch. Unfreiwillig vielleicht, aber irgendwie ist dieses naive Spiel mit der englischen Sprache doch ganz witzig. Wenn 4lyn jeden einzelnen Track mit der Brechstange auf Paarreim-Schema niederknüppeln und dabei keinerlei Rücksicht auf grammatikalische Gepflogenheiten nehmen, dann hat man immerhin etwas zu schmunzeln. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass 4lyn das Ganze wohl irgendwie ernst meinen. Hin und wieder versuchen sich die vier Nordlichter an leiser Gesellschaftskritik, die aber wiederum zu stumpf ist, um sie für bare Münze zu nehmen. Im pop-punkigen "Club exploitation" heißt es etwa: "This game is a shame / Yeah, you pay for their fancy plans / They take all they can, while they smile / And shake your empty hands." Als Hörer fragt man sich in diesem Moment, ob 4lyn da gerade wirklich versuchen, die Wirtschaftskrise zu thematisieren. Dann kann das Gefühl auch ziemlich eindeutig sein. Ganz oft hat es mit Scham zu tun.
Highlights & Tracklist
Highlights
- When alone
- 10 minutes ago
Tracklist
- My guide
- Someone's got 2 do it
- Club exploitation
- Jewellery store
- Train 2.0
- When alone
- I am a phantom
- 10 minutes ago
- M.O.N.E.Y.
- Both of us
- Frost
- Hollow man
Referenzen
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- 4lyn (1040 Beiträge / Letzter am 31.05.2012 - 12:10 Uhr)