Rich Robinson - Through a crooked sun

Circle Sound / Thirty Tigers / Soulfood
VÖ: 24.02.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Einzelkind

Eine Band, zwei Brüder. Es kommt, was kommen muss: Die Band trennt sich, der eine Bruder tritt aus dem Schatten des anderen, und es beginnt ein Konkurrenzkampf in Albumform - klarer Fall, sagt der Kandidat der musikalischen Quizshow, hier geht's mal wieder um Oasis und die Gallagher-Brüder. Vollkommen richtig, die Geschichte wurde hunderte Male breitgetreten und ist inzwischen wohl nur noch eine 50-Euro-Frage wert. Teurer wird sie, sobald Oasis als mögliche Antwort ausscheiden - tatsächlich aber scheint das beschriebene Familiending kein unbeliebtes Rezept zu sein, siehe, neben manch anderem hinkenden Vergleich, etwa The Black Crowes. Allerdings: Zu öffentlichem Drama und dauerhafter Medienpräsenz besteht bei Chris und Rich Robinson überhaupt kein Anlass. Nachdem The Black Crowes 2002 bekanntgaben, sich eine Auszeit zu nehmen, entschied sich zwar auch dieses Bruderpaar, im Alleingang musikalisch aktiv zu werden - doch gab es keine großangelegten Streits, die es wert wären, medial aufbereitet zu werden.

Chris kam noch im selben Jahr mit dem Solodebüt um die Ecke, Rich machte zunächst noch den Abstecher in Richtung missglückter Gründung einer neuen Band, brachte dann aber 2004 mit "Paper" ebenfalls eine erste Ein-Mann-Platte heraus. Beide Alben blieben mäßig erfolgreich, auch Black-Crowes-Fans waren mehrheitlich nicht übermäßig begeistert. Ein Glück, dass es sich bei der "Auszeit" ausnahmsweise tatsächlich um eine solche handelte, sodass die Band bald wieder komplett auf der Bühne stand. Dennoch - die Unabhängigkeit eines Solokünstlers schien es Rich Robinson angetan zu haben, und so wagt er nun einen zweiten Versuch in Richtung Solokarriere. Und siehe da - "Through a crooked sun" kann das, was dem Vorgänger fehlte: Eigenleben aufweisen, Vollkommenheit suggerieren, tatsächlich unabhängig sein. Auf "Paper" sei Rich, so die Ansicht vieler Hörer, das gewesen, was er auch bei den Black Crowes war und ist: ein Teil eines Ganzen. Allerdings ohne die anderen Teile, etwas fehlte. Dass das mit dem Musikmachen auch ohne Bruder funktioniert, zeigt Album Nummer zwei plötzlich ganz ausführlich. Robinson nutzt den Fokus auf seine Person, um Themen zu verarbeiten, die im Kontext der Band nicht funktioniert hätten. Viele Dinge seien einfach zu persönlich, so Robinson, um sie in den Schaffensprozess einer Band einzubinden, weil den anderen Mitgliedern der Bezug fehle.

Auch musikalisch kann Robinson seine ganz persönlichen Wunschvorstellungen umsetzen. Nach dem kraftvollen Eröffnungssong "Gone Away" folgt "It's not easy", das stimmlich etwas an Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers erinnert, und "Lost and found" setzt klar Bezüge zu den ruhigeren Nummern der Black Keys. Herauszuheben ist auch das sehr entspannte "Follow you forever", das trotz zurückhaltenden Akustikgitarren- und Pianoklängen eine gewisse unterschwellige Unruhe innehat. Die ordentlich bluesigen vier Bonustracks am Ende des Albums entstammen der 2011er-EP "Llama blues", die Robinson hier einfach integriert hat. Stimmlich kann Rich nicht mit Bruder Chris mithalten, wobei die fehlende gesangliche Professionalität nicht schlecht zum autobiographischen Ansatz des Albums passt. Die insgesamt äußerst homogene Songzusammenstellung wirkt nie aufgesetzt oder konstruiert. Hoffen wir trotzdem, dass die Black Crowes bald wieder gemeinsam krähen und sich Peinlichkeiten à la Oasis sparen. Das hat hier nun echt niemand nötig.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gone away
  • Hey fear
  • Follow you forever
  • Fire around

Tracklist

  1. Gone away
  2. It's not easy
  3. Lost and found
  4. I don't hear the sound of you
  5. Hey fear
  6. All along the way
  7. Follow you forever
  8. Standing on the surface of the sun
  9. Bye bye baby
  10. Falling again
  11. Station man
  12. Fire around
  13. By the light of the sunset moon (Bonus track)
  14. Look through my window (Bonus track)
  15. Broken stick crown (Bonus track)
  16. Run run (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 78:34 min

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