Gossip - A joyful noise
Columbia / SonyVÖ: 11.05.2012
Pop oder top
Hiss die Discokugel! Denn nachdem Gossip ihre letzte Platte noch von Rick Rubin produzieren ließen, durfte dieses Mal Brian Higgins an die Regler - jener Knilch, der Cher für "Believe" mit Autotune zusammenbrachte. Doch selbst in der Pop-Maschinerie dieser Tage kommt kein Mensch auf die irrwitzige Idee, Beth Dittos Stimme anzutasten. Trotzdem lösen sich Gossip mit ihrem fünften Album noch ein Stück mehr von ihrer Riot-Vergangenheit, und spätestens jetzt dürfte sich auch Disco vom Punk lösen. Die mit Abstand stärkste Ansage hat das Trio mit "Perfect world" sowieso als Single veröffentlicht. Pars pro toto ist nicht, denn Gossip bringen einen ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Und der ist bei "A joyful noise" die Tanzfläche.
Um das konsequent durchzuziehen, musste sich die Band an manchen Stellen ein paar Rundungen verpassen lassen, wo vorher noch Ecken und Kanten waren. Der Funk von "Horns" funktioniert mit Dittos Stimme natürlich gut, allerdings sieht man bei "Move in the right direction" schon die Zumba-Kurse vor Augen, die dazu ihre in Leggins gepressten Schenkel bewegen werden. Alles mit einzelnen Mustern aus den Achtzigern versetzt, dazu ein zackiger Beat - und schon steht der Song. Wenn dieser Ansatz nur immer so konsequent durchgezogen wäre wie bei "Get lost" - da kommt tatsächlich ein wenig Wehmut auf, wenn Dittos Stimme im Refrain anhebt. "Don’t get caught up in the past", mahnt sie - natürlich längst geschehen. Zumal der Song vernünftige Pausen aufweist, die ihn funktionieren lassen und Spannung aufbauen. Aber vielleicht wäre das auch zu einfach gewesen. Durch die manchmal sterile Atmosphäre bezieht ein Stück wie eben "Get lost" nämlich erst seine Wirksamkeit.
Dabei liegt dieser Sound nicht einmal sonderlich im Trend, sondern hat seine guten Zeiten im Pop längst hinter sich. Doch Band und Produzent setzen die Sache dezent um. Dass Gossip sich noch weiter in diese Richtung entwickeln, mag man bedauern oder einfach akzeptieren - immerhin arbeitet die Band textlich konsequent mit vielen Bildern, die aus dieser Ecke stammen. Und Ditto schafft es sogar, diese wieder mit Bedeutung zu füllen. Was möglich ist in diesem Kontext, zeigt "Love in a foreign place", das sich an seinem Rhythmus aufpumpt, und auch dass die Frontfrau ihre Stimme voll und ganz dem Takt unterwirft, passt sehr gut. Die Hülle zerbricht langsam in diesen letzten Minuten, in denen auch die Welt zerbricht. "It’s now or never" - es gibt nur einen Weg. Tanz, als ob es kein Morgen gibt. Etwas Besseres als den Tod findest Du überall.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Perfect world
- Get lost
- Love in a foreign place
Tracklist
- Melody emergency
- Perfect world
- Get a job
- Move in the right direction
- Casualties of war
- Into the wild
- Get lost
- Involved
- Horns
- I won't play
- Love in a foreign place
Referenzen
Spotify
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