Cornershop - Handcream for a generation

Wiiija / Beggars / Connected
VÖ: 02.04.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Karma Chameleon

Es war 1967, als die Beatles nach Indien reisten, um sich vom Maharishi Mahesh Yogi erleuchten zu lassen. Dabei hofften sie wohl hauptsächlich auf Unterstützung bei ihren Drogenproblemen, importierten aber schließlich nicht nur indische Weltanschauung, sondern auch indische Musik nach Europa und in die ganze westliche Welt. Doch das war nur der Anfang. 35 Jahre später gehören asiatische Klänge zum Tagesgeschäft; Kula Shaker und Chemical Brothers sind nur zwei Beispiele. Cornershop bringen auf ihrem vierten Album \"Handcream for a generation\" aber viel mehr: Indische Sounds stehen hier völlig cool neben jeder Menge Funk, Dance, Reggae, Big Beat und Rock.

Die beiden Bandgründer Tjinder Singh und Ben Ayres lernten sich während ihres Studiums im englischen Preston kennen und gründeten 1992 ihre Band Cornershop, deren Name auf die vielen von Indern geführten Läden im Vereinigten Königreich anspielt. Ihre ersten Singles erregten große Aufmerksamkeit in der englischen Musikpresse, doch erst mit dem zweiten Album \"Woman\'s gotta have it\" wurden sie international bekannt: David Byrne nahm sie für die USA unter Vertrag und Beck tourte mit ihnen. Der große kommerzielle Durchbruch gelang 1997 mit dem dritten Werk \"When I was born for the 7th time\". Mit Hilfe von Fatboy Slim, der den Song \"Brimful of asha\" remixte, waren sie plötzlich allgegenwärtig.

Nach dem Streß, inklusive typisch britischem \"Next big thing\"-Hype, flüchteten sich die beiden in ihr Nebenprojekt Clinton und veröffentlichten eine vollkommen elektronische CD, schließlich sind sie auch DJs. Die \"Handcream for a generation\" hat also mehr als drei Jahre gebraucht, ehe sie abgefüllt werden konnte. Und das wirklich Überraschende ist: Jeder einzelne Monat hat dieser Produktion gut getan. Das Album macht den Eindruck eines Gesamtkunstwerkes. Der erste und der zwölfte Titel stellen dabei den Rahmen da. Im ersten werden die kommenden Songs vorgestellt und im letzen wird an sie erinnert. In jedem Track gibt es auch nach mehrmaligen Hören kleine Schnipsel und Melodien zu entdecken, die in irgendeinem der anderen Tracks auch auftauchen. Wiedergeburt einmal anders.

Neben Popsongs mit seltsamen, gesellschaftskritischen und trotzdem unerhört eingängigen Textzeilen (\"Staging the plaguing of the raised platform\") bietet die Handcreme einer Generation jede Menge tanzbare Stücke. \"Music plus 1\" geht ähnlich in die Beine wie Daft Punk zu \"Homework\"-Zeiten. Dem guten, alten Rock der Marke Rolling Stones wird in \"Lessons learned from Rocky I to Rocky III\" gehuldigt, lange Matte und weibliche Unterstützung im Refrain (\"Ooooooh, ooh, yeah, yeah\") inklusive. Höhepunkt ist aber ohne Zweifel \"People power\", der Disco- Funk(e) springt sofort aus den Siebzigern ins Jahr 2002 über. In \"The London radar\" verarbeitet die Band ihre Flug-Erfahrungen aus Heathrow: Ständige Durchsagen des Bordpersonals während des Wartens auf eine Landeerlaubnis werden mit fetten Disco-Beats unterlegt. Bei \"Super sounds recordings\" bricht der typische Spieltrieb ebenfalls durch. Wird man auch hin und wieder mit Ideen regelrecht zugeschüttet, gehört \"Handcream for a generation\" doch in fast jedes Badezimmer, ähh, in fast jede Stereoanlage.

(Steffen Krautzig)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Staging the plaguing of the raised platform
  • Music plus 1
  • People power

Tracklist

  1. Heavy soup
  2. Staging the plaguing of the raised platform
  3. Music plus 1
  4. Lessons learned from Rocky I to Rocky III
  5. Wogs will walk
  6. Motion the 11
  7. People power
  8. Sounds super recordings
  9. The London radar
  10. Spectral mornings
  11. Slip the drummer one
  12. Heavy soup (Outro)
  13. Blue aquarius (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 60:54 min

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