Prong - Carved into stone
Long Branch / SPVVÖ: 27.04.2012
Rache ist Hartwurst
Tommy Victor mischt überall mit. Etwa live bei Glenn Danzig oder im Studio bei Ministry. Auch Rob Zombie nickte heftig mit den Dreadlocks, und sogar Marylin Manson machte große Kontaktlinsen, wenn es darum ging, sich die Dienste des Prong-Masterminds zu sichern. Denn ein Album wie seinerzeit "Cleansing" kriegen nun einmal nur die wenigsten hin. Musikalische Hartwurst in homöopathischen Dosen, Minimalkompakt in Metal, auch noch 18 Jahre später fast jeder Song ein Hit - viel Ehr, viel Freund. Da geriet Victors Hauptbeschäftigung angesichts der zahlreichen Baustellen ein wenig ins Hintertreffen und mündete 2003 mit "Scorpio rising" in einem tendenziell mauen Comeback. Schon besser: "Power of the damager" von 2007, wenngleich ein latent sinnfreies Remix-Album in der Folge eher für Kopfkratzen denn für Headbangen sorgte. Und nun?
Zunächst hat Victor nach Meinungsverschiedenheiten mit Ministry-Boss Al Jourgensen dessen Label den Rücken gekehrt - bleibt zu hoffen, dass Fragestellungen wie "Whose fist is this anyway?" in diesem Zwist keine Rolle spielten. Zumindest auf Platte streckt der Wahlkalifornier nämlich lieber den musikalischen Mittelfinger aus, als die Fäuste fliegen zu lassen. Und wenn es doch einmal vorkommt, dann mit tödlich maschineller Präzision - auch auf dem achten Studioalbum. Obwohl bei Prong seit geraumer Zeit gar keine Maschinen mehr im Einsatz sind: Drummer Alexei Rodriguez und Tony Campos, sonst seismographisch wertvoller Bassist bei Ministry und Soulfly, reichen vollkommen aus für eine gnadenlos rollende rhythmische Grundierung - mit Akzent auf groovigem Metal unter Berücksichtigung der eigenen Hardcore-Vergangenheit.
Und so lässt "Carved into stone" im Schweinsgalopp die eierlegende Wollmilchsau raus und sammelt im Vorbeihetzen zudem einige Zaunpfähle der bisherigen Diskografie ein, um dem Hörer damit anschließend ordentlich eins überzuziehen. Schon beim donnernden Einstieg "Eternal heat" wähnt man sich wieder in der ursprünglichen New Yorker Band-Homebase CBGBs oder zumindest auf dem Erstling "Force fed", wo rasant donnernde Riffs durch die Luft sensen und Victor zu überfallartigen Speed-Parts ins glühende Mikro bellt. Doch auch der gewisse Pop-Appeal, der Prong trotz aller Härte stets auszeichnete, lässt nicht lange auf sich warten: Spätestens nach dem mit tieffrequenzigen Gitarren unterfütterten Refrain von "Keep on living in pain" ist man schmerzlich willkommen auf diesem Album.
Dabei rufen Prong reihenweise Qualitätsmerkmale ihres dichten Sounds auf: Voluminöse Rifftexturen prallen auf Hochtöner-Pliepf, die Double Bass kocht brodelnd über, abgezirkelte Gitarrenläufe pieksen die Breaks in den Allerwertesten, und die Single "Revenge ... best served cold" tischt hämisch grinsend einen Hit auf, dessen schmatzenden Drive Korn in zurechnungsfähigem Aggregatzustand nicht besser hinbekommen hätten. Da sind Halswirbel und Tanzbeine nach dem rasenden "Put myself to sleep" schon so bedient, dass die zweite Hälfte das Tempo ruhig etwas drosseln darf und vereinzelte Soli aus der dicken Rockerhose nicht ins Gewicht fallen. Passt, sitzt, wackelt mit der Mähne und schnappt nach Luft - auch wenn Victor skeptisch bleibt: "For what I do this every day / With no potential for success?" Nach "Carved into stone" weiß man: Unrecht hat er.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Eternal heat
- Keep on living in pain
- Revenge ... best served cold
- Put myself to sleep
Tracklist
- Eternal heat
- Keep on living in pain
- Ammunition
- Revenge ... best served cold
- State of rebellion
- Put myself to sleep
- List of grievances
- Carved into stone
- Subtract
- Path of least resistance
- Reinvestigate
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