Giardini Di Mirò - Good luck
City Centre Offices / IndigoVÖ: 27.04.2012
Alles bedacht
Nach dem Soundtrack zu Giovanni Pastrones "Il fuoco" hat es natürlich wieder drei Jahre gedauert. Wie eigentlich immer bei den letzten Veröffentlichungen von Giardini Di Mirò. Zeit genug für die Band, um Abstand zu gewinnen, auch wenn sie "Il fuoco" 2010 via CD und Tour dem deutschen Markt nachreichten. Wer nun dennoch eine Weiterführung des klassisch-elegischen Instrumental-Rocks des Vorgängers erwartet, sieht sich entsprechend getäuscht: Denn wenn sich die sechs Italiener von den Konzepten verabschieden, so gleiten sie seit Jahr und Tag sanft, aber bestimmt in die butterweiche Schnittmenge aus Dreampop, Slowcore und Indie-Rock. So auch auf "Good luck", ihrem mittlerweile fünften Album. Was zu ihrer Anfangszeit durchaus einen neuen Zungenschlag im Postrock-Umfeld bedeutete, zeigt sich heutzutage sicherlich weniger außergewöhnlich. Macht aber nichts, wenn Giardini Di Mirò derart gute Songs versammeln wie hier.
Ist "Memories" noch ein in einen tiefen Hallraum gezupftes und geschlagenes Eröffnungsgebet, so entknoten die folgenden "Spurious love" und "Ride" ihre Traumland-Gitarren in Richtung Popreigen und Songstruktur. Im Schlusssatz von "Spurious love" gibt es einen beseelten Duett-Gesang mit Angela Baraldi, "Ride" hingegen macht seinem Titel alle Ehre und biegt zunächst auf dem Basslauf von U2s "New Year's Day" um die Ecke, um fortan mit Rides "Here and now" weiterzufliegen. Es sind diese kleinen Referenzen, die "Good luck" immer wieder die notwendige Schärfe verschaffen, da ansonsten die Stimmen, Gitarren, Bässe und Schlagzeugfiguren derart gekonnt ineinanderfließen, dass dem Hörer schon mal duselig werden kann, wenn er sich allein darauf konzentriert.
Genau diese Icons der Wahrnehmung verteilen sich präzise über das gesamte Album: Teilen sich der Titelsong und später "Time on time" ihr schwebendes oberes Midtempo mit "Ride", so bedient hier Giardini Di Miròs ewiger Trompeten-Supertrumpf den Autofokus. "Rome" durchläuft geduldig mehrere Songstufen, vom gesprochenen Nick-Cave-Gedicht über die behutsame, erneut Duett-besungene harmonische Öffnung hin zu Ohrensausen, tief sitzendem Beat und düster versenketer Ein-Takt-Melodie beim Finale. So geht das weiter, bis das abschließende "Flat heart society" noch am eindeutigsten in Postrock-Dramatik ausbricht, sie aber keinesfalls bis in die fällige Explosion hinein ausführt. Auch hier gefallen sich Giardini Di Mirò lieber als hintergründige Flächenbearbeiter, die Atmosphäre ebenso bespielen wie ihre Instrumente. Irgendwas in diesen Songs schiebt dabei immer von hinten/unten - mit Bedacht, doch nachhaltig, also ganz so wie ihre Schöpfer: Bis in drei Jahren dann.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Spurious love
- Ride
- Rome
Tracklist
- Memories
- Spurious love
- Ride
- There is a place
- Good luck
- Rome
- Time on time
- Flat heart society
Referenzen
Spotify
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