Brad - United we stand
V2 / SoulfoodVÖ: 27.04.2012
Come together
Man kennt das ja aus den Klatschspalten oder vielleicht auch dem privaten Freundeskreis: Menschen sind zusammen, gehen dann getrennte Wege, nur um irgendwann doch wieder gemeinsam in der Kiste zu landen. On-Off-Beziehung nennen die bunten Blätter eine solche Konstellation. Wenn die "Bunte" über Rockmusik berichten würde und Brad in irgendeiner Form glamourös genug wären, um dort aufzutauchen, wäre das US-Quartett ein Paradebeispiel für eine solche fruchtbare On-Off-Beziehung. Seit 1992 fand die Band um Pearl-Jam-Gitarrist Stone Gossard nur alle Jubeljahre mal zusammen, um ein wenig zu jammen und einer wachsenden Kult-Anhängerschaft neues Material zu präsentieren - "United we stand" ist erst das fünfte Album in knapp 20 Jahren Bandgeschichte. Doch wann immer Brad Lust und Zeit zum gemeinsamen Musizieren hatten, war das Ergebnis ansprechend, genau wie dieses Mal.
Schon auf dem inzwischen zum Kultalbum avancierten Debüt "Shame" von 1993 würzten Brad ihre deftige Rocksuppe mit größeren Prisen von Funk, Soul oder auch Folk. An dieser Freude am Experiment hat sich bis heute nichts geändert. Der Opener "Miles of rope" lässt tonnenschwere Akkorde über einen luftige Rhythmussektion schweben. "Getting closer to the heart is not as easy as it seems", singt Frontmann Shawn Smith und belehrt uns gleich im zweiten Song eines Besseren. "Bound in time" entpuppt sich nämlich als eindringliche Soul-Rock-Nummer mit berührender Melodie. Spätestens wenn Gossard in der Vorabsingle "A reason to be in my skin" schöne U2-Gitarrenbögen über das eingängig rockende Fundament legt, hat das Album seinen Rhythmus gefunden.
Dass hier eine nur von Zeit zu Zeit aktive Band zu Werke geht, hört man "United we stand" jedenfalls zu keiner Sekunde an. Jeder Song ist atmosphärisch dicht gestrickt und handwerklich über jeden Zweifel erhaben. Obwohl Brad durchaus Gitarrenbretter zimmern können und dies in "Last bastion" oder "Tea bag" unter Beweis stellen, sind es vor allem die besinnlichen Momente, die fesseln. Mit "The only way" schicken Gossard und Kollegen eine wunderbaren Midtempo-Klavierschunkler auf die Piste und beschwören mit Akustikgitarre und Cello bewaffnet in "Make the pain go away" die Gänsehaut herauf. "Through the day" klingt, als hätte ein niedergeschlagener Bruce Springsteen Trost bei Bob Dylan gesucht. Es ist ein unaufregender, unspektakulärer, aber nichtsdestotrotz herzerwärmender Moment – und damit ein Symbol für das ganze Album. Wenn alle On-/Off-Beziehungen so harmonisch wären wie "United we stand" klingt, hätte die Yellow Press ein ernsthaftes Problem.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bound in time
- A reason to be in my skin
- The only way
- Through the day
Tracklist
- Miles of rope
- Bound in time
- A reason to be in my skin
- Diamond blues
- The only way
- Last bastion
- Make the pain go away
- Needle and thread
- Tea bag
- Through the day
- Waters deep (Bonus track)
Referenzen