Of Monsters And Men - My head is an animal
Universal Republic / UniversalVÖ: 27.04.2012
Hab Dich!
44 ... 45 ... 46 ... 47 ... 48 ... 49 ... 50. Spielen wir Verstecken! Of Monsters And Men wecken Erinnerungen. An diese Dinge, die man schon viel zu lange nicht mehr gemacht hat und doch so gerne mal wieder genießen würde. Wenn man sich bloß nicht zu alt dafür fühlen würde. Fangen spielen! Burgen bauen! Seilhüpfen! Kastanienmännchen basteln! Klatschlieder singen! "Am bam bi kolonie kolonastik" und so. Es soll ja sogar Leute geben, die in ein Fachgeschäft marschieren, eine Carrera-Bahn als Geschenk einpacken lassen und "Ist für meinen Sohn zum vierten Geburtstag" verkünden. Und alles nur, damit sie selbst mal wieder die Autos flitzen lassen können. Vielleicht sogar, ohne dass sie tatsächlich einen Sohn haben.
Of Monsters And Men sind die vielleicht jüngsten Erwachsenen der Welt. Was stünde da wohl im Poesiealbum? Lieblingsfarbe: blau. Lieblingsgericht: Waldmeisterbrause. Hobbys: reiten, singen, schwimmen, lesen - und eben Verstecken spielen! Alleine schon bei "Little talks". Der Song als Ganzes springt einem ins Gesicht mit seinem Hin und Her zwischen ihm und ihr, den samtigen Stimmen, dem fluffigen Refrain. Doch da hinten! Hier drüben! Dort! Bei jedem Hören entdeckt man neue Tricks - die Bläser, das schalkig gespielte Schlagzeug, die schier unheimliche Bridge. Und ist das da ein Akkordeon? Ein besserer Popsong muss 2012 erst noch geschrieben werden. Und auch dieses Album könnte am Ende des Jahres das sein, was "Sigh no more" von Mumford & Sons im Jahr 2009 war - der große Konsens, der die Herzen, Hallen und Jahrespoll-Ranglisten bevölkert.
Als die neuen Arcade Fire will der US-"Rolling Stone" uns diese Band verkaufen. Doch darauf deutet außer des Männlein-/Weiblein-Zwiegesangs wenig hin. Eher schon lassen Of Monsters And Men an Stars aus Kanada denken, mit Texten, wie sie auch Chefpoet John K. Samson von den Weakerthans kaum schöner und tiefgründiger schreiben könnte. Wiederkehrende Themen sind Schlaf, Geister und Vermenschlichtes aus Flora und Fauna. Dabei darf es auch gerne albern werden. "From finner" etwa handle "von einem Wal, der ein Haus auf seinem Rücken trägt", lässt die Band ausrichten. "In diesem Haus haben Leute die Ozeane bereist, verschiedene Orte entdeckt und viele Abenteuer erlebt." Im Chor singen sie: "Far from home all alone but we're so happy", bevor die "Lalala"-Unterstreichung kommt. Da denkt man doch an den alten Mann aus dem Film "Oben" und sein ungewöhnliches Fortbewegungsmittel - nur ohne Luftballons. Und auch da ist ein Kind im Haus.
Sechs Leute sind Of Monsters And Men, und so viele braucht es auch. Schließlich macht ja bestimmt immer irgendjemand Blödsinn, und die anderen fünf sind verpflichtet, ihn zur Räson zu rufen. Kaum zu glauben, was dieser liebenswerte, vermeintliche Chaos-Haufen für Songs schreibt. In "Lakehouse" bekommt der Fußboden eine Stimme, und dennoch oder gerade deswegen ist dieses Haus so einladend. "Mountain sound" ist das vielleicht klarste Stück Musik hier. Bei "King and lionheart" haken sich nach dreieinhalb Minuten alle an den Armen ein und tanzen im Kreis. Und beim sich allmählich steigernden "Dirty paws" sind Of Monsters And Men noch näher an Mumford & Sons als in den anderen Songs. Nur mit tollkühnen Lyrics. Bitte mitlesen: "Jumping up and down the floor / My head is an animal / And once there was an animal / It had a son that moved the lawn / The son was an ok guy / They had a pet dragonfly / The dragonfly, it ran away / But it came back with a story to say." Und was diese Libelle zu erzählen wusste? Ein bisschen Cliffhanger muss erlaubt sein. Kauft Euch doch das Album!
Eine Pointe noch zum Schluss: Of Monsters And Men kommen nicht etwa aus Kanada oder den USA, wo man solche Bands vielleicht lokalisieren würde. Sondern aus Island! In einem solchen Fjord versteckt es sich ja auch leichter als in einem deutschen Garten. Solange einem die heiße Quelle nicht den Popo versengt. Begonnen hat ihre Geschichte bei einem Band-Wettbewerb und ging weiter auf Platz eins der nationalen Charts. Zu Ende ist sie noch lange nicht. Vielleicht ist der Erfolg ja so groß, weil Of Monsters And Men jedes Island-Klischee widerlegen - außer die Sache mit den ulkigen Namen. Die lauten nämlich etwa Nanna Bryndís Hilmarsdóttir (Sängerin und Gitarristin) und Ragnar Þórhallsson (Sänger und Gitarrist). Diese Isländer erinnern einen mal wieder daran, wie viele Sonderzeichen eigentlich so ein handelsüblicher deutscher PC beherrscht. Und wie diese Zeit war, als man überhaupt seine ersten Buchstaben aufs Papier gekrakelt hat. Nur ganz kurz aber. Denn draußen sind schon die anderen. Komm, wir bauen ein Baumhaus!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dirty paws
- King and lionheart
- Mountain sound
- Little talks
Tracklist
- Dirty paws
- King and lionheart
- Mountain sound
- Slow and steady
- From finner
- Little talks
- Six weeks
- Love love love
- Your bones
- Sloom
- Lakehouse
- Yellow light
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El arco
2020-09-11 21:45:53
Neuer Song! Neues Album? - visitor
Neuer Song "Alligator"
2019-05-05 10:40:08
https://www.youtube.com/watch?v=NunAl4BRVx8
Mister X
2017-11-26 06:21:03
Eines der schoensten (heisst nicht besten!) und lebensbejahendes Alben des Jahrzehnts. Wenn ich es auflege moechte ich am liebsten meine Sachen packen, verreisen und nie mehr wiederkommen. Man koennte auch von einem Reise-Album sprechen.
Rote Arme Fraktion
2014-03-25 15:53:58
Gerade im Nachspann von Tribute von Panem Teil 2 direkt hinter Coldplay. Jetzt haben sie es geschafft.
Werner Mzuszesz
2014-02-27 09:23:37
Besser als Arcade Fire und gleichauf mit Radiohead und Helene Fischer.
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