Rizzle Kicks - Stereo typical
Island / UniversalVÖ: 27.04.2012
In der Prinzenrolle
Will Smith hält den Kopf aus dem Fenster, die Mütze lässig schräg auf dem Kopf und die Sonnenbrille hängt am Band um den Hals. Er ruft "I was finally there / To sit on my throne / As the Prince of Bel Air" und steuert auf eine strahlend weiße Riesenvilla zu. Auf der Taxifahrt zum Intro der Serie "The Fresh Prince of Bel-Air" würde der Fahrer anno 2012 wohl Rizzle Kicks auf seinem Mixtape abspielen. Jordan Stephens und Harley Alexander-Sule aus Brighton tragen den Künstlernamen auf ihrem Visitenkärtchen. Ihr Sound fiele in der Serie kaum aus dem Rahmen, weil sie sich genau zu dieser Zeit wohl fühlen: Ende der 1980er Jahre und vor allen Dingen im HipHop Anfang der 1990er. Damit ist ihr Sound, theoretisch gesehen, älter als die beiden 20 und 21 Jahre alten Rapper selbst.
Unbeschämt darf man sich hier noch mal jung fühlen. Zu einer Zeit als Kris Kross ihre Hosen falsch herum trugen, Kastenköpfe als Frisuren akzeptiert waren und eine spaßige Lässigkeit den HipHop durchzog und sich in die Charts pflanzte. Da stehen Rizzle Kicks auch - nicht zuletzt seit ihrem Nummer-1-Hit-Feature für Olly Murs' "Heart skips a beat". Vor allen Dingen aber auch wegen ihrer lausbubigen Schnoddrigkeit. Stephens und Alexander-Stule durchziehen keine Ghettos, gescheiterte Existenzen werfen keinen Nachschub in brennende Mülltonnen und sozialisierte Gangmitglieder kommen hier erst gar nicht dazu, ihre Knarre aus dem Hosenbund zu ziehen. Hier steht der Spaß im Vordergrund, mit Bands wie De La Soul oder The Sugarhill Gang im Rücken und Will Smith oder Kid 'N Play vor der Nase.
Rizzle Kicks verweisen auf den Sound auch in ihren Songs selbst. Über den retrotapsenden Pianotasten in "Stop with the chatter" heißt es "Check me out on the old school drums / But the sound ain't frizzled" und in "Dreamers" "I'm a grafter, check out all the grit on my Nikes / Delivering these lyrics like I'm big in the 90s". Das Duo aus Brighton erzählt viel von sich, vom Trubel, den es erlebt hat, und im balladesk anmutenden und mit Streichern versehenen "Traveller's chant" auch von der Bedeutung zurückliegender Entscheidungen in ihrem Leben. Vor allen Dingen aber geht es um Frauengeschichten, zum Beispiel um "Miss cigarette", die man eigentlich abschießen will, aber, obwohl ihr letzter Freund nach innigem Knutschen anfing zu husten und dann starb, überzeugt der nächste Kuss aus dem Rauchermund dann doch wieder.
"Down with the trumpets" pustet sich zum Hit mit seinem Mariachi-Sound, und "Mama do the hump" ist hörbar von Norman Cook produziert worden - nicht nur wegen des Textes: "We're gonna burn some calories / Right here, right now / Ain't over till a Fat Boy Slims mama." Rizzle Kicks' Debüt reist, verfeinert mit Oldschool, Scratching und wenigen Samples und Effekten Richtung aktuellem Popgeschehen. Auf 14 Songs ist das Prinzip etwas überstrapaziert. Zwei, drei Tracks weniger hätten es auch getan, und gegen das Eindampfen des überinflationär gebrauchten, selbstreferentiellen Namedroppings spricht auch ziemlich wenig. Hockt man aber einmal auf dem kaputtgesessenen Akkordeon von "Round up" und schaut an seiner verdrehten Latzhose herunter, kann die letzte Stunde nicht so schlecht gewesen sein. Humor ist, wenn man trotzdem rappt. Will Smith gefällt das.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dreamers
- Down with the trumpets
- Traveller's chant
- Stop with the chatter
Tracklist
- Dreamers
- When I was a youngster
- Round up
- Down with the trumpets
- Demolition man
- Prophet (better watch it)
- Mama do the hump
- Miss cigarette
- Traveller's chant
- Stop with the chatter
- Homewrecker
- Trouble
- Learn my lesson
- Even on a rainy day
Referenzen