
Flying Colors - Flying Colors
Mascot / Rough TradeVÖ: 23.03.2012
Wir Band, Du Fan
Bandnamen sollten aussagekräftig sein, gleich beim ersten Erwähnen einschlagen und die Richtung vorgeben: Metallica! Bäm! Rancid! Bäm!! Itchy Poopzkid! Bäm!!! Da weiß man, was man erwarten kann. Bei Flying Colors ist das unglücklicherweise ein wenig anders, da müssen auf dem Cover auch die (durchaus prominenten) Namen der Bandmitglieder stehen, damit jemand hinsieht. Denn mal ehrlich, Flying Colors klingt eher nach so einer Bastel- und Krimskrams-Galerie in der Buxtehuder Fußgängerzone, in der man Poster kaufen, T-Shirts beflocken lassen und Tassen mit Sprüchen wie "Beste Mama der Welt" kaufen kann, wenn man kein vernünftiges Geburtstagsgeschenk für die Freundin eines Freundes findet.
Also: Steve Morse (Deep Purple), Neal Morse (ehemals Spock's Beard, jetzt Transatlantic), Mike Portnoy (nicht mehr Dream Theater), Dave LaRue (Dixie Dregs und Bassist für Joe Satriani) sowie Casey McPherson (muss man nicht unbedingt kennen) sind Flying Colors und klingen meist auch so. Was, wenn nicht epischen Progrock der ausgefeilteren Sorte soll man von diesen Männern erwarten? Gitarrensoli, Twin-Licks, komplexe Harmonien und dynamische Achterbahnfahrten mit Rock-Orchester-Instrumentarium über acht, zehn - ach was - zwölf Minuten? Drunter geht's nicht? Oder doch eher Poprock im radiotauglichen Dreieinhalb-Minuten-Format?
Die gute Nachricht ist: Flying Colors können beides. Die schlechte ist, dass sie beides nicht immer überzeugend tun. Der Opener "Blue ocean" legt die Latte allerdings zunächst mal verdammt hoch. Die angetäuschten Gitarren und der bluesige Walking Bass in der Strophe sowie der wunderbar eingängige Refrain mit Hintergrundchor und großer Stadiongeste verbindet gleich mal das Beste aus Pop und Prog. "Love is what I'm waiting for" ist bis zum Titel der perfekte Radiosong und klingt konsequenterweise ein wenig nach den Beatles und ein bisschen nach Manfred Mann. Und "Infinite fire" tobt sich auf seinen zwölf Minuten ordentlich aus, lässt Steve Morse einen Gitarrenvirtuosen sein, verteilt aber auch ein paar Soli an die Bandkollegen und schlägt hübsch anzuhörende Haken.
Stirnrunzeln verursacht dagegen der missglückte Balladenversuch "Everything changes", der sich in sieben Minuten genau einmal - nämlich während der klug gesetzten Piano-Bridge in der Mitte - vom Fleck bewegt. Ebenso daneben geht "All falls down" mit seinem deplatziert wirkenden Hardrock und gniedelig ziellosen Gitarren. Und "Forever in a daze" hat außer seinem Basslauf und einem peinlichen Plastik-Refrain nichts zu bieten. Zum Glück entschädigen Songs wie "Kayla" oder "The Storm", die sich geschickt zwischen Pop, Rock und Prog platzieren, für die paar Ausfälle. Flying Colors! Bäm? Leider nicht ganz.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Blue ocean
- Kayla
- Love is what I'm waiting for
Tracklist
- Blue ocean
- Shoulda woulda coulda
- Kayla
- The storm
- Forever in the daze
- Love is what I'm waiting for
- Everything changes
- Better than walking away
- All falls down
- Fool in my heart
- Infinite fire
Referenzen
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- Flying Colors - Second nature (4 Beiträge / Letzter am 18.09.2014 - 20:13 Uhr)