
Brendan Benson - What kind of world
Lojinx / Al!veVÖ: 27.04.2012
Aus der Pop-Fibel
Für Fußballer gibt es wenig schlimmere Vorwürfe als den, ein ewiges Talent zu sein. Die Musikwelt ist da zum Glück nicht ganz so hart: Wenn hier jemand trotz großen Potentials den Sprung in die Top-Liga verpasst, gilt das weniger als mangelndes Durchsetzungsvermögen denn als erneuter Beweis für die Ahnungs- und Geschmacklosigkeit der Masse. Insofern kann auch Brendan Benson es ziemlich gelassen sehen, dass auch "What kind of world" ihn - trotz bekanntermaßen fast inflationärer Talentvorräte - einmal mehr nicht auf eine Champions-League-Platzierung bringen wird. Den erfolgreichsten Fußball spielt er zwar nicht, aber dafür eben verdammt schönen. "Here it goes again / Another losing streak" - das singt sich ziemlich entspannt, wenn es zu einem Stück wie "Bad for me" gehört. Es ist wie so oft bei Benson: Vom Elton-John-Gedächtnis-Intro bis zu den fetten Final-Chören sind die Zutaten immer tausendfach bewährt, aber nie beliebig.
"What kind of world" besticht vom treibenden Titelsong an mit dieser eigentlich völlig beiläufigen Art. Wie seine Vorgänger ist es ein pädagogisch wertvolles Lehrbuch in Sachen Pop: Kapitel "Ordentlicher Groove"? Bitte den Refrain von „Happy most of the time" aufschlagen. Das Ganze in der herausgezögerten Version? Ein paar Seiten weiterblättern, und schon erklärt "Keep me", wie es funktioniert. Am Ende folgen die Lektionen für Fortgeschritte - etwa bei "On the fence", das demonstriert, wie man aus zehn Sekunden idealtypischem Beatles-Intro glaubwürdig einen klassischen Country-Song basteln kann.
Nebenbei gibt Brendan immer wieder einen Crashkurs in seiner Fachdisziplin "Abwechslungsreiche Harmonien schrauben, ohne dass es abgekupfert klingt" und spinnt dazu das altbekannte Netz aus Assoziationen und Verweisen, das auf seinen Frühwerken vor allem die Spanne zwischen 1960er und 1970er Jahren abdeckte. Heute reicht es auf Stücken wie "Met your match" bis in die Gegenwart und gerät auf "Thru the ceiling" und "Come on" auch schon einmal ziemlich kratzig - ganz ohne akustische Folgen kann so eine jahrelange Freundschaft zu Jack White schließlich nicht bleiben. Gut ist das ohnehin - sehr gut macht es die Selbstverständlichkeit, mit der Benson dazwischen das puderzuckerbestäubte Kontrastprogamm fährt und in nostalgischer Lounge-Behäbigkeit zu "No one else but you" hinübergleitet. Nur gut, dass der Mann kein Fußballer geworden ist. Wobei - wahrscheinlich hätte er selbst dort im Tor genauso viel Talent bewiesen wie als Stürmer.
Highlights & Tracklist
Highlights
- What kind of world
- Bad for me
- Happy most of the time
Tracklist
- What kind of world
- Bad for me
- Light of day
- Happy most of the time
- Keep me
- Pretty baby
- Here in the deadlights
- Met your match
- Thru the ceiling
- No one else but you
- Come on
- On the fence
Referenzen
Spotify
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